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In-vehicle-payment: Mein Auto zahlt das ­Knöllchen

12.10.2024 08:03 Uhr | Lesezeit: 3 min
In car payment
Mercedes hat In-car-payment bereits integriert.
© Foto: Mercedes-Benz

Wenn das Auto zur Geldbörse wird: In-car-payments haben in Europa, insbesondere in Deutschland, einen bedeutenden Schritt in Richtung Alltagstauglichkeit gemacht. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigsten Anwendungsfälle, Innovationen und Herausforderungen im europäischen Markt mit besonderem Fokus auf Deutschland.

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Das Konzept des In-car-payments gewinnt in Europa mit der zunehmenden Digitalisierung und Vernetzung von Fahrzeugen stark an Bedeutung. Automobilhersteller und Zahlungsdienstleister erkennen das Potenzial der Integration von Bezahlfunktionen direkt in das Fahrzeug. Vom Tanken über das Parken bis hin zur Bezahlung von Mautgebühren: In-car-payments bieten zahlreiche Vorteile für Autofahrer.

1. Pay@pump

Ein bedeutender und naheliegender Anwendungsfall für In-car-payments ist Pay@pump, das kontaktlose Bezahlen direkt an der Zapfsäule. Hierbei wird der Bezahlvorgang direkt im Fahrzeug durchgeführt, ohne dass der Fahrerin aussteigen oder zur Kasse gehen muss. Dies funktioniert durch eine im Auto integrierte SIM-Karte, die den aktuellen Standort des Fahrzeugs an das Backend des Tankstellenbetreibers übermittelt oder mit einer Smartphone-App. In beiden Fällen erkennt das System die Zapfsäule und leitet den Bezahlvorgang ein. Besonders in Ländern wie Deutschland und Frankreich gewinnt dieses System an Beliebtheit, da es Zeit spart und den Bezahlprozess deutlich vereinfacht. Die Integration in bestehende Fahrzeug-Apps erfolgt durch die Hersteller. Mercedes Me ist ein Beispiel, das diese Funktion bereits integriert hat. Darüber hinaus gibt es Drittanbieter-Apps wie ryd, welche unabhängig vom Fahrzeugtyp funktionieren.

Praxisbeispiel: BMW hat zusammen mit Mastercard eine Lösung entwickelt, die es ermöglicht, Tankvorgänge direkt über das Infotainmentsystem zu bezahlen. Der Standort des Fahrzeugs wird genutzt, um die entsprechende Zapfsäule zu identifizieren. Der Fahrer muss nur den Tankvorgang bestätigen, die Zahlung wird automatisch über das hinterlegte Zahlungsmittel – in diesem Fall Mastercard – abgewickelt.

2. Funktionen im Auto freischalten (Functions on Demand)

Ein weiteres zukunftsweisendes Feature der In-car-payments ist die Möglichkeit, Zusatzfunktionen im Auto nachträglich freizuschalten. Immer mehr Hersteller bieten "Functions on Demand" an, über die der Fahrzeughalter über das Infotainmentsystem zusätzliche Funktionen wie Sitzheizung, Navigationssysteme oder Fernlicht-Assistenten aktivieren kann. Diese Funktionen sind in den Fahrzeugen bereits vorinstalliert, jedoch nicht aktiviert. Der Kauf erfolgt über den Hersteller-Shop, die Funktion wird sofort freigeschaltet. Das ermöglicht sowohl Neuwagenkäufern als auch Gebrauchtwagenbesitzern, das Fahrzeug später aufzuwerten. VW, BMW und Tesla sind Vorreiter bei der Implementierung dieser Technologie in Europa.

Praxisbeispiel: Mercedes-Benz ermöglicht in seinen aktuellen Modellen Features wie die Sitzheizung oder das adaptive Fernlicht nachträglich freizuschalten. Über das System Mercedes Me können Fahrer diese Funktionen über das Display des Fahrzeugs aktivieren und die Bezahlung erfolgt direkt über das hinterlegte Zahlungsmittel. Dies gibt den Kunden die Flexibilität, Funktionen nach Bedarf zu erwerben, ohne beim Kauf eines Neuwagens eine endgültige Entscheidung treffen zu müssen.

3. Flottenmanagement für Lkw und Trucks

Das Flottenmanagement, insbesondere im Bereich Lkw und Trucks, profitiert enorm von den Entwicklungen im Bereich des In-car-payments. Mithilfe von vernetzten Zahlungssystemen können Flottenmanager den Kraftstoff-verbrauch, die Mautgebühren und die Parkkosten für ihre Fahrzeuge zentral überwachen und bezahlen. Dies vereinfacht nicht nur die Abrechnung, sondern sorgt auch für eine optimierte Routenplanung und Kostenkontrolle. Besonders in Deutschland, wo die Lkw-Maut flächendeckend eingeführt ist, stellt die direkte Abrechnung von Mautgebühren über das Fahrzeug einen großen Vorteil für Speditionen dar. Viele Anbieter, etwa DKV oder UTA, bieten spezielle Zahlungssysteme für das Flottenmanagement an, die über das Fahrzeug direkt abgewickelt werden können.

4. Maut und Straßenbenutzungsgebühren

Die Bezahlung von Mautgebühren ist ein weiterer zentraler Anwendungsfall für In-car-payments in Europa. Viele europäische Länder haben bereits Mautsysteme eingeführt, bei denen Fahrzeuge eine Straßennutzungsgebühr entrichten müssen. Durch die Vernetzung können Fahrzeuge diese Gebühren automatisch abrechnen, sobald sie eine Mautstation passieren. Besonders in Ländern wie Frankreich, Spanien und Italien, die über ausgedehnte Mautstraßennetze verfügen, ist diese Funktion ein großer Vorteil. Audi und BMW bieten bereits integrierte Systeme an, die es dem Fahrer ermöglichen, Mautgebühren automatisch über das Infotainmentsystem zu bezahlen, ohne dass ein zusätzliches Gerät benötigt wird.

Praxisbeispiel: Hersteller BMW hat eine Lösung entwickelt, die es Fahrern ermöglicht, Mautgebühren automatisch zu begleichen. Dabei wird der Standort des Fahrzeugs in Echtzeit verfolgt, und die Maut wird direkt vom Konto des Fahrers abgebucht. Dies geschieht nahtlos, ohne dass manuell eingegriffen werden muss.

5. Knöllchen oder Parken

Ein weiteres praktisches Feature der In-car-payments ist das Bezahlen von Parkgebühren oder Bußgeldern direkt über das Fahrzeug. Fahrzeuge mit integrierter SIM-Karte können ihren Standort erkennen und die entsprechenden Parktarife abrufen. Der Fahrer kann dann den Parkvorgang starten und die Gebühr bezahlen, ohne zum Parkautomaten gehen zu müssen. Nach Beendigung des Parkvorgangs wird der Betrag automatisch berechnet und vom hinterlegten Zahlungsmittel abgebucht. Dies spart nicht nur Zeit, sondern sorgt auch dafür, dass keine zusätzlichen Strafen für überschrittene Parkzeiten entstehen. Volkswagen und Skoda zum Beispiel haben diese Funktion in vielen ihrer Fahrzeugmodelle bereits integriert.

6. Versicherungen

Ein Trend ist die Integration von Versicherungen in das In-car-payment-Ökosystem. Versicherungsanbieter arbeiten verstärkt mit Automobilherstellern zusammen, um sogenannte "Pay-as-you-drive"-Versicherungstarife anzubieten. Hierbei wird die Versicherung nach dem tatsächlichen Fahrverhalten des Fahrers berechnet, wobei Daten wie Geschwindigkeit, Fahrweise und gefahrene Kilometer erfasst und ausgewertet werden. Diese Daten werden dann genutzt, um den Versicherungsbeitrag automatisch zu berechnen und direkt über das In-car-payment-System abzuwickeln.

In Ländern wie Deutschland, wo der Datenschutz eine hohe Priorität hat, ist diese Entwicklung jedoch noch mit regulatorischen Herausforderungen verbunden. Die Versicherer Allianz und HUK Coburg arbeiten bereits an Lösungen in diesem Bereich.

7. Drive-in Restaurants und Shops

Die Integration von In-car-payments in Drive-in-Restaurants und Shops ist ebenfalls ein Bereich, der in den kommenden Jahren weiter wachsen wird. Besonders in Zeiten der Pandemie wurden kontaktlose Bezahlmöglichkeiten immer beliebter. Die Möglichkeit, über das Infotainmentsystem des Autos Bestellungen aufzugeben und direkt zu bezahlen, schon bevor man den Drive-in erreicht, bietet sowohl Bequemlichkeit als auch eine erhöhte Sicherheit. In Deutschland testen Fast-Food-Ketten wie McDonald's und Burger King bereits solche Systeme, die das Bezahlen noch vor Erreichen des Kassenfensters ermöglichen.


Ausblick
Der Markt für In-car-payments wird in den kommenden Jahren weiter wachsen. Prognosen zeigen, dass die Anzahl der In-car-Transaktionen bis 2026 weltweit exponentiell steigen wird. Insbesondere das autonome Fahren wird neue Anwendungsfälle ermöglichen, zum Beispiel die Abrechnung von Pay-per-Use-Services in Echtzeit. Zusätzlich werden Versicherungen und weitere Dienstleistungen stärker in den Fahrzeugalltag integriert.
Mit der zunehmenden Vernetzung und den Fortschritten in der 5G-Technologie könnten auch neue Unternehmen, speziell aus dem Tech-Sektor, in den Markt drängen, um die Wertschöpfungskette weiter zu digitalisieren. Ein besonderes Augenmerk liegt zudem auf der Sicherheit: Die Regulierung durch die PSD2 und PSD3 und die Anforderungen an die starke Kundenauthentifizierung sind entscheidend, um den Erfolg von In-car-payments zu gewährleisten.
Wir könnten Fahrzeuge als eigenständige Zahlungsmethoden erleben, die vollständig autonom Mautgebühren, Parkgebühr oder Ladevorgänge abrechnen. Dies wird nicht nur das Fahrerlebnis verbessern, sondern auch den Mobilitätssektor insgesamt revolutionieren.


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