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Serie "Der Tankstellenmittelstand": Kuttenkeuler im Porträt

05.03.2019 09:00 Uhr
Serie "Der Tankstellenmittelstand": Kuttenkeuler im Porträt
Seit 2012 befindet sich die Zentrale im ­Stadtteil Rodenkirchen im Süden von Köln.
© Foto: Kuttenkeuler

Geschäftsführer Carsten Müller, entfernt verwandt mit Firmengründer Heinrich Kuttenkeuler, ­beobachtet die aktuellen Entwicklungen in der Mineralölbranche genau, will bei Innovationen aber nicht ­immer in der ersten Reihe stehen. Das Familienunternehmen läuft trotzdem erfolgreich.

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Wer sich bisher gefragt hat, warum der jetzige Geschäftsführer von Kuttenkeuler Müller heißt, obwohl es sich bei dem Mittelständler um ein Familienunternehmen handelt, bekommt nun die Antwort: Firmengründer Heinrich Kuttenkeuler, in der Familie kurz „Onkel Hein“ genannt, war der Cousin von Carsten Müllers ­Großmutter, also ein Onkel zweiten Grades seines Vaters Hans-Willi Müller. „Ich bin quasi ein Achtel Kuttenkeuler“, erklärt Müller lachend. Das sei Familie, wenn auch entfernt. Und so steht 95 Jahre nach der Firmengründung zwar immer noch Kuttenkeuler an der 2012 neu gebauten Zentrale im Stadtteil Rodenkirchen im Süden Kölns, auf dem Chefstuhl sitzt aber seit 50 Jahren ein Müller.

Bis es so weit war, durchlief die Firma eine bewegte Unternehmensgeschichte: 1924 startete der damals 22 Jahre alte Firmengründer Kuttenkeuler mit einem Fahrrad- und Motorradhandel in Siegburg. Bereits ein Jahr später erweiterte er das Angebot um einen Autohandel, Autoöle und -zubehör und gab gleichzeitig den Fahrradhandel auf. 1928 stieg Kuttenkeuler in den Mineralölhandel ein und baute seine erste Tankstelle in Siegburg. Den Kraftstoffhandel musste der Un­ternehmer 1934 allerdings wegen der Zwangsbewirtschaftung des NS-Regimes wieder einstellen. 1939 schloss auch die bisher einzige Tankstelle. 1942 folgte auf Anordnung des Rüstungskommandos der Umzug von Köln-Bayenthal ins bergische Nümbrecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete Kuttenkeuler erneut mit einem Mineralöl- und Kraftstoffhandel und ergänzte das Angebot Mitte der 50er Jahre bundesweit um einen Schmierstoffhandel. 1948 ging der Firmensitz zurück nach Köln-Bayenthal.

Mitte der 60er Jahre kam der kinderlose Kuttenkeuler nicht mehr darum herum, sich um die Firmennachfolge zu kümmern und legte dabei den Grundstein für den Namenswechsel: 1966 verstarb kurz nach der Mutter nun auch der Vater von Hans-Willi Müller und sein inzwischen 64 Jahre alter Großonkel fragte auf der Beerdigung, was er denn gelernt habe. Müller, damals 22 Jahre alt, hatte eine Ausbildung zum Industriekaufmann mit anschließender Übernahme abgeschlossen, zeigte aber Interesse an einem Eintritt in das Unternehmen. Er begann deshalb bei Kuttenkeuler, bereits 1969 wurde er zum Geschäftsführer ernannt. Zu diesem Zeitpunkt zählte die Firma sieben Tankstellen und einen Handel mit Kraftstoffen, Mi­neralöl sowie Schmierstoffen. Als Kuttenkeuler schließlich 1983 starb, bestand das Tankstellennetz aus 23 Stationen, alle Geschäftsbereiche entwickelten sich positiv.

Unter der Führung von Hans-Willi Müller gedieh das Unternehmen weiter, die Zahl der Tankstellen wuchs und der Schmierstoffhandel erfreute sich ebenfalls steigender Umsätze und wurde internationalisiert. Heute gehen rund drei Viertel der Produktion ins Ausland, neben den osteuropäischen Staaten sogar bis nach China und Taiwan. Zudem hat das Unternehmen 2006 das Geschäft der Müller Mineralöle in Eschweiler mit den Produkten Kühlerfrostschutz, Scheibenfrostschutz und Schmierstoffen übernommen. Die Namensgleichheit ist hier allerdings Zufall, zwischenzeitlich wurde das Unternehmen auf die Mutter verschmolzen.

Von DEA zu Aral

Um die Jahrtausendwende flaggten die Kuttenkeuler-Tankstellen unter DEA und unter dem BFT-Logo, schließlich war Müller senior von 1995 bis 2004 Vorsitzender des Bundesverbands freier Tankstellen. Weil Müller, auch aufgrund seines Amts im Mittelstandsverband, den durch die seinerzeitige Ersteinführung der Payback-Karte der DEA ausgelösten Preiskampf nicht mittragen wollte, beendete man den Vertrag mit der DEA im April 2001 einvernehmlich. „Der Preiskampf hat uns ziemlich zugesetzt. Und da wir damals nur sieben DEA-Stationen und deutlich mehr freie Tankstellen hatten, haben wir uns zu diesem Schritt entschieden“, erinnert sich Müller junior, der in diesem Jahr in das Unternehmen eingetreten war.

Neben den freien Tankstellen, inzwischen sind es 41, flaggt Kuttenkeuler ­heute unter Aral. Die erste gemeinsame Tankstelle entstand 1999 in Bonn-Bad Godesberg, heute sind es 19 plus eine Quoten-BAT an der A5 bei Appenweier. „Das Konzept und die Personen haben damals für eine Ausweitung der Partnerschaft mit Aral gesprochen“, erklärt Müller.

Sich zweier starker Marken bewusst, entscheidet sich der Firmenchef situativ und standortbezogen, unter BFT oder Aral zu flaggen, wenn eine Tankstelle neu hinzukommt. Lagen die Stationen früher etwa eine Stunde rund um Köln, reicht das Netz heute von Aachen bis Unna, von Goch am Niederrhein bis an die Mosel, dazu kommen zwei Satelliten in Mecklenburg-Vorpommern, die Müller von anderen BFT-Mitgliedern übernommen hat.
Das Kuttenkeuler-Logo an die Attika und den Preispylon zu integrieren, sei ­übrigens keine Option. „Der Name ist einfach zu sperrig. Den heute noch etablieren zu wollen, würde nicht funktionieren“, ist Müller überzeugt. BFT sei dagegen eine Marke, die beim Kunden eine hohe Akzeptanz habe und unter der er gerne ­fahre.

Welches Logo an der Tankstelle prangt, kann Müller junior spätestens seit 2009, seitdem er alleiniger Geschäftsführer ist, selbst entscheiden. In den Betrieb eingebunden wurde der heute 44-Jährige wie in Familienunternehmen üblich aber schon mit 13 Jahren, als er bereits beim Abfüllen der Schmierstoffe half. Nach dem Abitur und zwei halbherzigen, aber durchaus unterhaltsamen Studienversuchen in Bonn und Gießen erhielt er einen BWL-­Studienplatz an der frisch gegründeten Fachhochschule Bonn/Rhein-Sieg. Das Studium schloss er in Mindestzeit mit ­Prädikatsdiplom ab.

Thema beim Abendbrot

Nach dem Abschluss 2001 stieg der damals 27-Jährige bei Kuttenkeuler ein und leitete den ganzen Kraftstoffbereich. „Im Grunde kannte ich damals ja schon relativ viel, weil ich familiär damit aufgewachsen bin. Am Abendbrottisch wurde natürlich immer viel über die Firma geredet“, erinnert sich der Firmenchef, der inzwischen selbst drei Kinder im Alter von sieben, neun und elf hat. Weiteres Wissen hat er sich während des Praxissemesters bei Petroplus in der Schweiz angeeignet.

2009 wurde er schließlich Geschäftsführer. Zeitgleich hatte sich Hans-Willi Müller aus der Geschäftsführung zurückgezogen, bleibt jedoch bis heute als Prokurist täglich im Einsatz. „Mein Vater ist mit 74 Jahren noch jeden Tag im Geschäft, aber er hat gut abgeben können“, sagt Müller. Natürlich gebe es hin und wieder Reibereien, aber insgesamt habe man die vergangenen 18 Jahre gut gemeinsam hinbekommen.

Gut hinbekommen haben Müller und sein Team auch die Kraftstoffknappheit Ende 2018. Keine Tankstelle musste einen längeren Leerstand melden. „Wir haben sehr gute Spediteure aus dem Kollegenkreis wie die Ohrems oder Dahmens. Die Kollegen und vor allem deren Fahrer haben wirklich Unglaubliches geleistet“, erinnert sich Müller. Zum ersten Mal hätten deshalb sogar die TKW-Fahrer Weihnachtspräsente aus dem Hause Kuttenkeuler bekommen.

Hilfreich bei der erfolgreichen Überbrückung des Engpasses sei zudem gewesen, dass Müller Jahreskontrakte mit den Lieferanten schließt und nicht auf Tages­basis kauft. Dadurch sei auf Lieferantenseite eine relativ hohe Loyalität zum Kunden Kuttenkeuler vorhanden. „Wir gehen wirklich gerne in diese jährlichen Versorgungsgespräche, zum einen, weil wir die Ansprechpartner sehr schätzen, zum anderen, weil man als Mittelständler angesichts des regionalen Überangebots an Ware und deren Anbietern nur gewinnen kann“, sagt der Firmenchef und gesteht: „Mir macht das richtig Spaß. Das ganze Thema ist eine kleine Leidenschaft von mir seit dem Praxis­semester bei Petroplus.“

Die Leidenschaft beschränkt sich aber nicht nur auf die Kraftstoffversorgung. Auch Themen wie die Weiterentwicklung des Bistrogeschäfts bereiten Müller sichtlich Vergnügen und wirtschaftlich laufe es sowieso gut. So wundert es nicht, dass der Unternehmer mit großer Gelassenheit in die Zukunft blickt: „Wir wissen nicht, was in 20 Jahren sein wird. Es wird wahrscheinlich einen kleineren Markt für fossile Tankstellen geben“, mutmaßt der 44-Jährige. Was in jedem Fall bleibe, seien hochfrequente Grundstücke, egal wie sich die Mobilität gestalten werde. „Und wir haben einen gewissen Kapitalstamm, sodass man sicherlich etwas anderes machen könnte. Aber darüber mache ich mir heute noch keine Gedanken“, sagt Müller und ergänzt: „Wir werden keinen Trend verschlafen, aber wir werden sie auch nicht immer setzen. Bei all der politischen Hektik tut es durchaus mal gut, in der zweiten Reihe zu stehen und sich die Entwicklung in Ruhe anzusehen.“

(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 3.2019)

Kuttenkeuler Mineralöl­handels- und Tankstellen­betriebsgesellschaft mbH
Gründung: 1924
Geschäftsbereiche: Tankstelle, Kraftstoffe, Motorenöle/Schmierstoffe, Winterchemie, Waschanlagenchemie
Tankstellen: 41 BFT-Tankstellen, 19 Aral-Tankstellen, 1 Aral-BAT
Region: Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Mecklenburg-Vorpommern
Firmensitz: Köln
Mitarbeiter: ca. 55

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