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Serie "Tankstellenmittelstand": Bremer Mineralölhandel

06.05.2020 12:00 Uhr
Serie "Tankstellenmittelstand": Bremer Mineralölhandel
Die BMÖ-Tankstelle in der Bremer Straße in Bremen ist das Flagship im Netz des Mittelständlers. Hier testet das Unternehmen neue Konzepte wie aktuell die Kooperation mit Burgerme.
© Foto: Annika Beyer

Einfach mal machen, lautet die Devise von BMÖ-Geschäftsführer Ronald Rose. Das zeigt sich bei seinem Shopkonzept ebenso wie beim Thema „Neue Mobilität“.

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Es gibt das Klischee vom Beamten, der es sich an seinem Schreibtisch gemütlich macht, seine Stunden abarbeitet und auf die Pension wartet. So wollte Ronald Rose nicht sein. Nach 27 Jahren im öffentlichen Dienst, in dem er sich von der mittleren zur höheren Ebene hochgearbeitet und zuletzt die Bildungsplanung der ­Hansestadt Bremen verantwortet hat, wollte er etwas ändern. „Ich war zu jung, um mich nur hinzusetzen und zu warten, dass ich meinen Rentenantrag schreiben kann“, erzählt Rose. Der Bremer studierte daraufhin nebenberuflich Volkswirtschaftslehre „und dann war ich versaut für die öffentliche Verwaltung“, sagt er augenzwinkernd.

Über Kontakte bot sich dem heute 55-Jährigen 2010 die Möglichkeit, die ­Geschäftsführung des Bremer Mineralölhandels (BMÖ) zu übernehmen. „Ich möchte etwas bewegen. Das geht in der Verwaltung nicht. Beim BMÖ bin ich dagegen an einer Stelle, an der das auch möglich ist“, ist Rose überzeugt. Das Unternehmen wurde 1962 vom Mineralölkaufmann Heino Schumacher aus Delmenhorst ­gegründet und 2008 von HGM Energy übernommen, die sich auf die Lagerung, den Verkauf und die Logistik von Kraftstoffen und Mineralölen spezialisiert hat. Die damals 30 BMÖ-Tankstellen waren für das Unternehmen ein idealer Absatzkanal für die eigenen Produkte.

Heute zählt der Mittelständler zwölf BMÖ- und 24 Shell-Tankstellen, vier Auto­hofprojekte sind aktuell in Planung. Die Markenpartnerschaft mit Shell besteht seit 2006, davor kooperierte das Unternehmen mit Dea. Sechs Tankstellen laufen inzwischen unter Eigenregie, ein Konzept, das Rose, wenn es sich ergibt, ausbauen will. „Es ist eine einfache kaufmännische Rechnung: Wir können Pächter einsetzen, die gut bezahlt werden ­wollen, und zusätzlich Stationsleiter, die natürlich auch gut bezahlt werden wollen“, erklärt Rose. Im Eigenbetrieb könne man sich eine Zwischenstufe sparen. Und ein weiterer Grund: „Wir sind mit unseren eigenen Konzepten immer noch in der Kreationsphase“, erklärt der BMÖ-Chef. Bei Tankstellen, die über die Zentrale gesteuert werden, lassen sich neue Ideen schneller und flexibler auf den Markt bringen.

Wertig und regional

Eines dieser Konzepte ist etwa die Partnerschaft mit der 2017 gegründeten Rösterei Union Kaffee. „Wir wollen Wertigkeit an die Tankstelle bringen. Der Kaffee ist zwar etwas teurer, weil nicht an der Bohne gespart wird. Aber er schmeckt eben auch besser“, schwärmt Rose. Außerdem mache es natürlich Sinn in einer Kaffeestadt wie Bremen auch regional veredelten Kaffee zu vertreiben. „Ein Bremer kauft sehr gern beim Bremer“, ist Rose überzeugt. Um das Kaffeekonzept herum hat das Unternehmen auch ein Bistrokonzept entwickelt, das dank der Kombination aus schwarzen und dunklen Holztönen dezent kombiniert mit dem Orange des BMÖ-Logos ebenfalls Wertigkeit ausstrahlt. Tankstellen mit ­Union Kaffee im Portfolio sind auf dieses Design festgelegt.

Während der Kaffeeabsatz dank Wertigkeit und Regionalität steigt, läuft der Vertrieb von Produkten der Union Brauerei Bremen noch nicht ganz so gut, aber manche Dinge brauchen einfach Zeit. Ein weiteres Konzept für das Bistro ist die Kooperation mit Burgerme, die Mitte 2019 am Flagship in der Bremer Straße 112 in Brinkum bei Bremen gestartet ist. Es ist deutschlandweit die erste Tankstelle, an der das Münchener Unternehmen seine Burger frisch für den Sofortverzehr, zum Mitnehmen und für den Lieferservice grillt. Nach über einem halben Jahr zieht Rose ein verhaltenes Fazit: „Das Burgerme-Restaurant wird angenommen, das ­gegenseitig gesetzte Ziel ist allerdings noch nicht erreicht.“ Die Zwischenziele führen jedoch dazu, dass sich beide Parteien um einen weiteren Standort in Bremen bemühen.

H2 und GTL

Nicht nur in der Tankstelle will Rose etwas verändern – nicht morgen, sondern heute. Sein großes Herzensthema ist die „Neue Mobilität“. Komplett auf Elektromobilität auf Batteriebasis zu setzen, hält der Firmenchef allerdings für „Unsinn“. „Der Strommarkt ist verteilt und ich glaube eher nicht, dass man als Mineralölhändler mit Strom Geld verdient – oder zumindest ich nicht“, sagt er und ergänzt: „Mir fehlt die Expertise und ich merke auch keine Bereitschaft, mich diesem Thema zu widmen.“ Deutlich mehr Potenzial insbesondere für die Branche sieht er dagegen im Wasserstoff. „Das ist einfach die Technologie, die am weitesten ist“, ist Rose überzeugt.

Neben einer im dritten Quartal 2020 eröffnenden H2-Tankstelle in Oldenburg plant Rose im Rahmen des Projekts „Hyways for Future“, das kürzlich den Zuschlag von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) erhalten hat, deshalb den Bau ­einer weiteren H2-Tankstelle in Bremen sowie den Aufbau einer H2-Lkw-Logistik. Weitere Partner sind unter anderem das Versorgungsunternehmen EWE, die Städte Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven, ­Wilhelmshaven, Oldenburg und das Joint Venture H2 Mobility. Mittelfristig will der Geschäftsführer die gesamte Kette von der H2-Herstellung über die Logistik bis hin zum Bau von Wasserstofftankstellen abbilden können.

Ein weiteres Steckenpferd von Rose ist das Thema Gas-to-Liquid (GTL). Der Kraftstoff wird sowohl über Shell als auch über die HGM bezogen und kann als Ersatz für Diesel getankt werden. Während E-Fuels rein synthetisch hergestellt werden, wird beim GTL-Verfahren Erdgas durch Zufuhr von Sauerstoff und Wasserdampf zu Synthesegas und anschließend in Kohlenwasserstoff umgewandelt. Die Flüssigkeit wird also nicht wie E-Fuels komplett synthetisch hergestellt und ist deshalb nicht CO2-neutral. Sie verbrennt aber sauberer als reiner Diesel und kann ganz normal ohne Umrüstung in Dieselfahrzeugen getankt werden. „GTL ist die Vorstufe zu E-Fuels, die noch viel zu teuer sind. Wir müssen aber jetzt etwas tun und GTL ist der Weg dahin“, ist Rose überzeugt.

Getankt werden kann GTL bereits jetzt schon an der Hoftankstelle des Mittelständlers von Kunden mit einer BMÖ-Tankkarte. Ab Mitte März 2020 sollen zwei weitere Stationen den Kraftstoff anbieten, bis Sommer sollen es vier Tankstellen sein. Darüber hinaus hat Rose gemeinsam mit einigen anderen Mittelständlern ein Projekt gestartet, mit dem GTL künftig auch an Tankstellen außerhalb des BMÖ-Netzes getankt werden kann.

„Bei diesen Zukunftsprojekten merke ich, wie mich das zieht. Meine Ideen kommen an, es gibt Leute, die sie mit mir teilen und sich darüber freuen, mit mir zu diskutieren. Das ist schön und macht mir unglaublich viel Spaß“, sagt Rose. Sorgen um die Zukunft der Mineralölbranche, insbesondere um den Mittelstand, macht er sich deshalb nicht: „Wir werden Mobilitätsversorger der Zukunft sein, egal, in welcher Richtung.“

(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 3/2020.)

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KOMMENTARE


Karsten Burmester

11.05.2020 - 13:48 Uhr

Aus meiner Sicht genau das richtige Konzept, dass Herr Rose verfolgt. Wasserstoff wird mit Sicherheit der Kraftstoff der Zukunft sein, denn mit ihm lassen sich vernünftige Reichweiten erzielen. Hier gibt es derzeit aber noch ein Preisproblem. H2 ist derzeit noch nicht wettbewerbsfähig genug.Auch das Konzept GTL scheint mir vernünftig solange der Preisunterschied zum Standard-Diesel nicht zu groß ist.Die Firma Tool Fuel konnte den Markt mit einem ähnlichen Konzept wegen des sehr großen Preisunterschiedes zum Standard-Diesel nicht erwartungsgemäß erobern.


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