Rund 15 Millionen Euro – so viel Geld stellte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur jüngst für Fahrzeuge und die Förderung der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland zur Verfügung. Das Programm zeigt: Die Regierung ist nach wie vor von dem Energieträger Wasserstoff überzeugt. Doch was ist sinnvoller: Zuerst für genügend Wasserstofftankstellen zu sorgen oder erst einmal den Markt dafür zu schaffen, sprich die Autoproduktion anzukurbeln?
Deutschland weit vorne
Eine Antwort darauf will die Shell Wasserstoffstudie „Energie der Zukunft? Nachhaltigkeit Mobilität durch Brennstoffzelle und H2" geben, die der Mineralölkonzern kürzlich herausgegeben hat. Ein eigenes Kapitel innerhalb der Studie widmet sie dem Thema Infrastruktur. Ende 2016 gab es weltweit rund 210 Wasserstofftankstellen, 40 davon in Deutschland. Die Bundesrepublik gehört damit zu einem der größten Förderer der Wasserstofftechnologie.
Bei den Standortlösungen gibt es drei Varianten: Die erste Option kann bei ausreichenden Platzverhältnissen sein, die Wasserstoffanlage als zusätzliches Kraftstoffangebot in eine bestehende Tankstelle zu integrieren. Daneben können auch die „Stand-alone"-Variante (also komplett alleinstehende) oder eine mobile Wasserstofftankstelle mit einem transportablen Container oder Lkw-Auflieger als flüssigem oder Gasdruckspeicher Teil der Infrastrukturplanung sein.
Eine H2-Station benötigt andere Komponenten als eine Station für konventionelle Kraftstoffe: So müssen unter anderem Niedrig- (20 bis 200 bar), Mittel- (200 bis 450 bar) oder Hochdruckspeicher (800 bis 1.000 bar) als Lagerkapazitäten, Verdichter (Kompressoren), eine Vorkühlung und Dispenser für die Abgabe errichtet werden. Durch Standardisierung beziehungsweise Modularisierung dieser Komponenten – auch funktionelle Module genannt – lassen sich Tankstellen kostengünstiger und schneller errichten, betonen die Autoren der Shell-Studie.
Unabhängig von der Art der Versorgung und der Anlieferung von Wasserstoff kann nach Größe der Tankstelle unterteilt werden. H2 Mobility klassifiziert vier Größen von Tankstellen von „sehr klein" über „klein", „mittel" und „groß" abhängig von der Anzahl der Betankungen beziehungsweise des Umsatzes an Wasserstoff (siehe Tabelle). Zur nicht ganz unaufwendigen Installation kommen auch noch Normen und Standards dazu, die eingehalten werden müssen. Hier verweist die Studie unter anderem auf die folgenden Internetseiten www.hyapproval.org, www.hyweb.de, www.fuelcellstandards.com.
Um jedoch ans Ausbauen denken zu können, bedarf es natürlich erst einmal den Entschluss, sich für H2-Module zu entscheiden. Der Haken dabei ist, dass es noch keine „fixen Investitionskosten" gibt. So kann eine Wasserstofftankstelle laut Untersuchungen aus Kalifornien eine, aber auch bis zu zehn Millionen US-Dollar kosten. Für Deutschland nennt die Shell-Studie nur einen ungefähren Mindestpreis von rund einer Million Euro. „Durch regulatorische und technische Standardisierung und Skaleneffekte werden substanzielle Kostenreduzierungspotenziale in Höhe von rund 50 Prozent zwischen 2017 und 2025 erwartet" , prognostizieren die Autoren.
Aber es ist bereits ein Licht am Ende des Tunnels der noch vielen Fragen zu erkennen. Wasserstoffinitiativen, wie die deutsche H2-Mobilty, haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Wandel hin zum wasserstofffreundlichen Deutschland möglich zu machen. Die Frage, ob zuerst Henne oder Ei existieren soll, hat die deutsche Wasserstoffinitiative bereits entschieden: Sie will unabhängig davon wie viele wasserstoffbetriebene Autos gebaut werden, bis 2019 hundert H2-Tankstellen in Deutschland errichten.
(Autor: Max Karg; der Artikel erschien in Sprit+ 6/2018)
Die komplette Shell-Wasserstoffstudie finden Sie online www.shell.de/medien im Menüpunkt „Shell Publikationen".