Der deutschen Liebe zum Bargeld erodiert. Der Umsatzanteil von Bargeld sinkt weiter und zwar erstmalig unter den der Karten. 48,6 Prozent am Gesamtumsatz des Einzelhandels im engeren Sinne* machte deren Anteil aus. Damit wurden erstmals, wenn auch knapp, die Barumsätze getoppt, die noch auf einen Anteil von 48,3 Prozent (minus 1,7 Prozentpunkte) kamen. Haupttreiber dieser Entwicklung war vor allem das Girocard-System der Deutschen Kreditwirtschaft, das einen Anteil von 30,1 Prozent (plus 3,8 Prozentpunkte) vom Zahlungskuchen erhält. 209,2 Milliarden Euro und damit 12,4 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr hat der deutsche Einzelhandel 2018 per Karte umgesetzt. Die restlichen 3,1 Prozent verteilen sich auf Rechnungen, Finanzkäufe und Gutscheine. Größter Verlierer im Ranking der Zahlungsarten ist das SEPA-Lastschrift-Verfahren mit nun nur noch zehn Prozent Umsatzanteil von vormals 12,6 Prozent.
20 Milliarden Transaktionen wurden 2018 getätigt, davon 15,2 Milliarden in bar, 4,6 Milliarden mit Karte und 200 Millionen entfielen auf Sonstige. Auch hier ist der Baranteil um 1,1 Prozentpunkte beziehungsweise 220 Millionen Transaktionen rückläufig. Dennoch werden immer noch 76,1 Prozent aller Einkäufe im Einzelhandel mit Bargeld beglichen.
Girocard punktet
Der deutliche Anteilszuwachs der Girocard gegenüber dem Vorjahr wird im Wesentlichen durch drei Einflussfaktoren bestimmt, heißt es in einer Pressemitteilung des EHI Retail Institute: Nachdem die Gebührendeckelung zu einer Konditionenangleichung mit dem SEPA-Lastschriftverfahren geführt hat, ist das Girocard-PIN-Verfahren für Händler deutlich attraktiver geworden. Mehrere große Lebensmittelhändler haben daraufhin die Girocard-Anteile deutlich höher gewichtet oder sogar komplett von SEPA-Lastschrift auf Girocard-PIN-Verfahren umgestellt. Im Gegensatz zum Lastschriftverfahren ermöglicht das PIN-basierte Zahlungsverfahren ein praxistaugliches kontaktloses Bezahlen. Kunden scheint diese praktische wie schnelle Alternative zu mehr Kartenzahlungen motiviert zu haben. Hinzu kommt, dass kontaktloses Bezahlen generell häufiger für Kleinbeträge genutzt wird. (jr)
Datenbasis
Das EHI-Panel umfasst 435 Unternehmen mit 85.000 Betrieben aus 35 Branchen des Handels mit einem Bruttoumsatz (2018) in Höhe von 274,4 Milliarden Euro, davon relevanter stationärer *Einzelhandelsumsatz im engeren Sinne (ohne Kfz, Mineralöl, Apotheken, E-Commerce und Versandhandel) in Höhe von 251,2 Milliarden Euro (58,4 Prozent des Einzelhandelsumsatzes im engeren Sinne in Höhe von 430 Milliarden Euro).