Die TAB-Kurzstudie zu Veränderungen der klassischen Banken- und Bezahlsysteme bietet einen Überblick über Entwicklungen im Zahlungsverkehr und Veränderungen in seinem Machtgefüge. Teil der Analyse sind die Eigenschaften barer und unbarer Zahlungsmittel. Die wissenschaftliche Einrichtung, die den Bundestag berät, betont im Resümee: "Gegenüber unbaren Zahlungsmitteln bildet Bargeld ein wichtiges Korrektiv im Zahlungsverkehr. Kein unbares Zahlungsmittel erreicht ein vergleichbar hohes Inklusionsniveau und Schutzniveau der Privatsphäre." Es warnt zudem vor einer Welt ohne Bargeld und dem zunehmenden Einfluss von Big-Tech-Konzernen aus den USA und China auf das Finanzwesen.
Bar vs. unbar
Bargeld ist in den meisten Ländern weltweit nach wie vor das dominierende Zahlungsmittel. Eine Studie der Deutschen Bundesbank zeigte kürzlich, dass aktuell 58 Prozent der Deutschen mit Bargeld bezahlen. Der Trend geht aber auch in Deutschland zur Nutzung unbarer Zahlungsmittel. Dabei sind kartengestützte Zahlverfahren – mit Debit- oder Kreditkarte – sowie Zahlungen mit der virtuellen Karte, wie beim mobilen Bezahlen und bei Internetbezahlverfahren, von besonderer Bedeutung. Als Treiber für diesen Trend nennt die Studie Preis, Verfügbarkeit und Verbreitung von Basistechnologien, die Sicherheit dieser Technologien, die Regulatorik, Verbraucherwünsche, innovative Bezahllösungen sowie die Coronapandemie.
Sicherheit
Die Studie weist daraufhin, dass das Datenschutzniveau bei neuartigen Zahlungslösungen wie Paypal & Co. niedriger als bei Kartenzahlungen sei, da hier auch Daten erhoben und verarbeitet werden, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Bezahlvorgang stehen. Im Gegensatz dazu ist das Sicherheitsniveau beim Near-Field-Communication(NFC)- und kartengestützten mobilen Bezahlen mit Smartphone höher als beim (kontaktlosen) Bezahlen mit Karte, da hierbei zusätzlich zu den generellen Authentifizierungsmechanismen Tokens zum Einsatz kommen.
Einfluss von Big Techs und digitaler Währung
Das TAB warnt zudem vor der Marktmacht US-amerikanischer Kartenanbieter und vor dem "voraussichtlich zunehmenden Einflusses chinesischer Big-Techs im Zahlungsverkehr“. Große Unternehmen wie Amazon und Facebook seien "inzwischen etablierte Akteure im Zahlungsverkehr" und lassen die Banken in den Hintergrund bei der Bezahlabwicklung rücken, sodass sie ihre Sichtbarkeit beim Kunden verlieren.
Die Notenbanken in der EU habe aber schon Ideen entwickelt, um gegen die Big Techs aufzuholen. Die Studie identifiziert etwa Initiativen für eine Dachmarke für Produkte für unterschiedliche Zahlungssituationen, die auf Instant Payments (Echtzeitüberweisungen) beruhen. Mitte 2021 entschied die EZB, mit einer Untersuchungsphase zum E-Euro zu beginnen. Zudem sei ein europäisches Kartensystem geplant.
Ausblick
Im Jahr 2030 wird es laut Forschern noch immer ein bargeldgetriebenes Mischsystem - mit geringerem Bargeldanteil - geben, in dem kartengestützte Zahlungen bei den unbaren Zahlungsmitteln weiterhin dominieren. Auch ein anderes Szenario sei vorstellbar: Laut Forschern könne "die Neugier auf die Vielfalt unbarer Zahlungslösungen" und damit verbundener Produkte das Interesse daran wachsen lässt. Perspekivisch könnte eine einheitliche Zahlungslösung für sämtliche Kanäle sowie ein europäisches Kartensystem und der digitale Euro als alternatives gesetzliches Zahlungsmittel den Rückgang der Bargeldnutzung deutlich verschärfen. Dann müsste über die Notwendigkeit gesetzlicher Standards für eine Grundversorgung mit Bargeld wie in Schweden nachgedacht werden.