Die Tankstelle gleich hinter der Grenzbrücke in Slubice ist an diesem Freitagmorgen fest in deutscher Hand: Ausschließlich Autos mit deutschem Nummernschild rollen zur Zapfsäule. Volltanken plus mindestens einen Kanister befüllen, lautet der Standardwunsch. Eine 24-Jährige aus München, die im gegenüber liegenden Frankfurt (Oder) zu Besuch war, betankt ihren Kleinwagen mit Diesel - "für den Heimweg", wie sie sagt. Wie viel sie spare? "Keine Ahnung", meint sie lachend, "aber es ist bestimmt billiger als in Deutschland." 5,85 Zloty pro Liter kostet der Diesel (1,40 Euro) hier im polnischen Slubice, in der nahen Agip-Tankstelle auf der anderen Seite der Grenze wären 1,45 Euro fällig gewesen. Rund 800 Kunden habe er derzeit pro Tag, sagt der Slubicer Tankstellenbetreiber Samuel Leszek. "Der Großteil kommt aus Deutschland." Vergleichszahlen hat er nicht zur Hand, nach seinem Eindruck ist der Absatz aber über die vergangenen Monate kontinuierlich angestiegen. Grund seien wohl die deutschen Rekordpreise beim Sprit, meint er. Allerdings wundere er sich bisweilen über die Nachbarn, denn auch in Polen hätten die Benzinpreise angezogen: "Es gab Tage, an denen der Diesel hier gleich viel gekostet hat wie in Frankfurt. Die Deutschen kommen trotzdem." Leszeks beste Tage sind Freitag und Samstag, wenn ohnehin viele zum Einkaufen über die Grenze fahren. Dann finden auch Zigaretten, Gemüse oder auch die beliebte polnische Wurst reißenden Absatz. Im Kanister dürfen höchstens 20 Liter über die Grenze Ein Rentner aus dem 70 Kilometer entfernten Prieros reicht dem Tankwart drei mitgebrachte Kanister und schraubt den Tank seines Wagens zu. "Ich hatte hier in der Umgebung zu tun, sonst hätte sich die Fahrt über die Grenze nicht gelohnt", sagt der Mann, der seinen Namen nicht nennen will. Gut 20 Euro, so glaubt er, spare er. 6,23 Zloty kostet ihn der Liter Super (1,49 Euro), in Frankfurt hätte er 1,59 Euro bezahlt. In Kanistern dürfen höchstens 20 Liter Kraftstoff pro Auto mitgenommen werden. In Frankfurt (Oder) ärgert sich Tankstellen-Chef Bernd Saleschke nicht mehr über den Tanktourismus. Mit den derzeitigen Rekordpreisen habe der nur bedingt zu tun, meint er. "Wir kennen das hier ja gar nicht anders." Viele, so glaubt er, tankten ohne umzurechnen. "Die glauben einfach, dass es drüben immer billiger ist. Das ist so im Kopf." Zu seiner Tankstelle kommen etwa 500 Fahrer pro Tag - vor allem Stammkunden und Firmen, denen die Rückerstattung der Mehrwertsteuer zu mühsam ist. Bundesweit liegt der durchschnittliche Benzinpreis noch höher. Für E10-Benzin meldete die Mineralölindustrie etwas weniger als 1,64 Euro pro Liter. Die meistgetankten Sorte Super E5 kostete knapp 1,67 Euro, Diesel 1,54 Euro. Da die Erdölerzeuger neue Kostensteigerungen nicht ausschließen, wird Samuel Leszek die Arbeit vermutlich nicht ausgehen. (dpa/beg)
Tanktourismus: Slubice (Polen) fest in deutscher Hand

Viele Bewohner der östlichen Grenzregion tanken in Polen. Manche wissen allerdings gar nicht, ob und wie viel sie sparen. Manchmal tanken sie gar nicht billiger.