Die erstmalige Teilnahme von Philip Morris bei der Veranstaltung Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit, die vom 6. bis zum 8. Juni in Berlin stattfand, wurde als sehr kontrovers betrachtet. Das ließ Philip Morris in einer Pressemitteilung verlauten. Vor allem protestierte das Aktionsbündnis Nichtraucher (ABNR) im Vorfeld gegen das Symposium „Tobacco Harm Reduction: Chancen für die Prävention nicht übertragbarer Krankheiten“. Schon vor Beginn des Kongresses plädierte das Bündnis in einem offenen Brief gegen eine Teilnahme des Tabakkonzerns. Laut ABNR richtet sich die Kritik ausdrücklich nicht gegen das Symposium an sich, sondern gegen die Tatsache, dass Philip Morris die Veranstaltung ausgerichtet hat. Der wissenschaftliche Sprecher der Tabakfirma, Alexander Nussbaum, zeigte sich verständnisvoll, äußerte gleichzeitig aber die Bereitschaft seitens Philip Morris, eine breite Debatte zum Thema Tobacco Harm Reduction führen zu wollen. Diese fände zur Zeit, so die Meinung Nussbaums, kaum statt.
Tobacco Harm Reduction hat das Ziel, bestehende Maßnahmen zur Tabakkontrolle und -regulierung zu ergänzen. Eine Möglichkeit können Angebote wie Heat-not-Burn-Produkte sein, wie sie Philip Morris beispielsweise mit der Iqos auf den Markt gebracht hat. Das Ziel ist es, erwachsenen Rauchern, die sonst weiterrauchen würden, alternative Produkte anzubieten, die nachweislich weniger Schadenspotenzial haben als herkömmliche Zigaretten. Denn inzwischen ist es wissenschaftlich anerkannt, dass der Dampf von E-Zigaretten und Tabakerhitzern deutlich weniger Schadstoffe enthält als Zigarettenrauch. Speziell für Tabakerhitzer hat das Bundesinstitut für Risikobewertung kürzlich bestätigt, dass der Schadstoffgehalt um 80 bis 99 Prozent reduziert ist.
Deutschland sei bisher in diesem Punkt zu konventionell. Laut Nussbaum sei Großbritannien ein Beispiel für das Gelingen der Kampagne zur Schadenreduzierung, da das Land mittlerweile eine der niedrigsten Raucherquoten in ganz Europa aufweise. Philip Morris stände als Dialogpartner bereit und ist überzeugt, dass beim Thema Tabakregulierung Vorsorge und Schadensminimierung miteinander vereinbar sind.
Die Teilnehmer der Diskussion waren sich einig, dass das Konzept der Tabacco Harm Reduction keinesfalls ins Leere führen wird und Zukunft hat. Gleichzeitig betonten sie, dass durch die kontinuierliche Datenerhebung überprüft werden müsse, ob sich die reduzierten Schadstoffe der neuen Produkte auch langfristig in epidemiologischen Daten niederschlagen werden. Nur so könne sich zeigen, ob nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs, Herz-, Kreislauf- oder chronische Atemwegserkrankungen tatsächlich eingedämmt werden könnten. (mk)