Wird in der Tankstellenbranche vom Henne-Ei-Problem gesprochen, ist fast unweigerlich von der E-Mobilität die Rede. Doch die Problematik trifft auch andere alternative Kraftstoffe. Zum Beispiel Wasserstoff. Von einer akzeptablen oder gar flächendeckenden Tankstellendichte kann keine Rede sein: Gerade einmal 94 Wasserstoff-Tankstellen gibt es aktuell in der Bundesrepublik. Und weil Däumchendrehen und Abwarten nichts hilft, trägt die Firmengruppe Alfons Wittrock ihren Teil zur Lösung des Problems bei und plant eine Wasserstoff-Tankstelle an der A31 in Rhede.
Großer Zuspruch von den örtlichen Unternehmern
Mitte Mai organisierte die Firmengruppe auf ihrem Betriebsgelände eine Informationsveranstaltung. „An der A31 entsteht ein Autohof“, erklärt Projektleiter Henning Halfwassen. „Eine Tankstelle für Wasserstoff erscheint uns als geeignete Ergänzung. Doch wir wollen zunächst einmal herausfinden, ob die dort angesiedelten Unternehmen das auch so sehen.“ Die ersten Rückmeldungen sind sehr gut. Von den rund 150 Besuchern, die an der Informationsveranstaltung teilnahmen, kam großer Zuspruch. Auch die Gemeinde Rhede unterstützt das Vorhaben. „Eine Wasserstofftankstelle bedeutet für Rhede einen enormen Mehrwert und für alle Beteiligten eigentlich nur positives“, sagte Bürgermeister Jens Willerding. Er erhofft sich „eine Magnetwirkung“ für seine Gemeinde. Wasserstoff sei ein wichtiges Thema gerade auch im Hinblick auf den Klimaschutz.
Die einzige wirklich sinnvolle Alternative
Zu den Gästen der Informationsveranstaltung zählte auch Dr. Tim Husmann, Geschäftsstellenleiter von H2-Region Emsland. Die Initiative beschäftigt sich im Rahmen des Projekts „Hy Experts: Wasserstoffregion Emsland“ mit der Analyse von Tankstellenstandorten und dem Markthochlauf der Wasserstoffmobilität im Emsland. Husmann meint, dass Wasserstoff-Tankstellen „einen wichtigen Punkt in der klimaneutralen Mobilität spielen“ werden. „Insbesondere im Schwerlastverkehr sehen wir es so, dass Wasserstoff die einzige wirklich sinnvolle Alternative ist und der einzige CO2-neutrale Antrieb.“
Bis 2030 soll es alle 150 Kilometer eine Wasserstoff-Tankstelle für Lkw geben, so der – derzeitige – Wille der EU-Kommission im Klimapaket Fit for 55. Für das Emsland sind immerhin mindestens sieben Wasserstoff-Tankstellen geplant. Die zweite Komponente im Henne-Ei-Problem sollen 198 Wasserstoff-Lkw und 430 Wasserstoff-Pkw lösen.
Für die weitere Bedarfsermittlung benötigt Wittrock auch weiterhin Rückmeldungen aus der Region. Die Umfrage zum Thema Wasserstoff kann unter www.wittrock.de/wasserstofftankstelle mit wenigen Klicks beantwortet werden. Projektleiter Halfwassen hofft, „dass sich möglichst viele Interessenten bei uns melden, die zukünftig in Erwägung ziehen, Wasserstoff in Rhede zu tanken. Denn nur so kann das Ganze für alle Parteien in der Region wirtschaftlich werden. Generell wird es wichtig sein, dass sowohl die Automobilhersteller, Tankstellenbetreiber, die Bundesregierung als auch Endkunden – etwa Logistikunternehmen – gleichermaßen an der Umstellung auf Wasserstoff mitwirken. Denn nur gemeinsam kann auch das Ziel zur klimaneutralen Mobilität erreicht werden.“ Und das Henne-Ei-Problem wäre gelöst.