Herr Mücke, wie hat sich die Zahl der minderjährigen Raucher in den vergangenen Jahren entwickelt?
Vor rund 15 Jahren lag der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die rauchen, noch bei knapp 28 Prozent. Laut einer aktuellen Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist diese Rate deutlich gesunken, nämlich auf zuletzt 7,4 Prozent. Das ist ein schöner Erfolg, den wir gemeinsam, also die Politik, der Handel und wir als Industrie, erzielt haben. Bemerkenswert an dieser Statistik ist auch die Zahl der Nieraucher, also der Minderjährigen, die niemals mit Tabak in Kontakt kommen, und das auch nicht wünschen. Diese Zahl hat sich verdoppelt auf 81 Prozent. Das ist toll, denn Kinder und Jugendliche können die gesundheitlichen Gefahren, die durch das Tabakrauchen entstehen, nicht einschätzen und aus diesem Grund sollen sie auch keine Tabakprodukte kaufen können. Wir sind ganz strikt für die Einhaltung der Kinder- und Jugendschutzregeln, weshalb wir die Aufkleberaktion gestartet haben.
Was verbirgt sich genau hinter dieser Aktion?
Wir haben eine halbe Million Aufkleber drucken lassen und diese über verschiedene Kanäle in den Einzelhandel kommuniziert. Beteiligt waren auch Großhandelsunternehmen, die den Aufkleber an ihre Kunden weitergegeben haben. Im Vergleich zu einer früheren Aufkleberaktion weisen wir jetzt nicht nur auf das Abgabealter von 18 Jahren bei Tabakwaren, sondern auch bei E-Zigaretten hin.
Gab es denn einen Anreiz für die Händler, den Aufkleber auch anzubringen?
Ja, wir haben die Aktion mit einem kleinen Gewinnspiel verbunden, das Ende September geendet hat: Die Händler sollen die Aufkleber an ihrer Ladentür oder im Kassenbereich anbringen und uns dann ein Foto davon schicken. Aus dem großen Lostopf wurde der Gewinner eines iPads gezogen. Wir haben uns gedacht, dass das für den einen oder anderen Händler ein attraktiver Gewinn ist. Aber der viel größere Gewinn liegt natürlich darin, dass wir alle gemeinsam für den Kinder- und Jugendschutz eintreten.
Können auch Tankstellenbetreiber solche Aufkleber haben?
Natürlich. Wer Interesse daran hat, kann sich jederzeit an den DZV wenden und wir schicken demjenigen einen Bogen Aufkleber zu. Wir wollen schließlich möglichst viele erreichen, damit wir glaubhaft machen können, dass wir als Branche zusammenstehen und dafür sorgen wollen, dass Kinder und Jugendliche keinen Tabak kaufen können.
Gibt es weitere Pläne des DZV zum Jugendschutz?
Es gibt noch eine zweite Stufe der Aktion, die gegen Ende des Jahres startet. Wir werden dann auf unserer Internetseite ein online-Schulungsprogramm anbieten, an dem die Einzelhändler und natürlich auch die Tankstellenbetreiber sowie ihr Personal teilnehmen können. Bei diesem kleinen E-Learning-Tool bekommt man ganz praktisch Dinge vermittelt, beispielsweise wie man nach dem Ausweis fragt, ohne dass man den Kunden brüskiert. Oder wie man erkennt, ob jemand schon 18 Jahre alt ist oder möglicherweise noch nicht. Das ist eine Aktion, die wir gemeinsam mit dem Verband der E-Zigarettenhändler machen. Sie sehen daran, dass der DZV auch immer versucht, bei Jugendschutzaktionen Partner mit ins Boot zu holen.
(Das Gespräch führte Annika Beyer.)