Herr Nussbaum, was verbirgt sich hinter dem Begriff Heat-not-burn?
Es ist inzwischen wissenschaftlich anerkannt, dass das Schädliche am Rauchen die Verbrennungsprodukte sind, die eingeatmet werden. Wenn man diese Stoffe vermeiden kann, reduziert man mit einer großen Wahrscheinlichkeit die Schädlichkeit des Rauchens. Bei einem Heat-not-burn-Produkt wie zum Beispiel Iqos wird der Tabak nicht wie bei der Zigarette bei etwa 800 Grad Celsius oder mehr zu Asche und Rauch verbrannt, sondern er wird durch ein Heizblatt auf maximal 350 Grad erhitzt. Dadurch entsteht statt Rauch Tabakdampf. Laut unseren Messungen liegt dadurch beim Konsumieren von Iqos die Menge an schädlichen Substanzen im Schnitt um 90 bis 95 Prozent niedriger als bei der normalen Zigarette. Dieses Ergebnis haben Messungen des Bundesinstituts für Risikobewertung bestätigt.
Iqos enthält aber weiterhin Nikotin. Warum?
Das ist richtig, denn in den Heetsticks, den sogenannten Heets, wird Tabak verwendet – und Nikotin kommt auf natürliche Weise darin vor. Die Wissenschaft geht aber davon aus, dass Nikotin nicht der Stoff ist, der primär für Krebs oder Herz- und Gefäßerkrankungen verantwortlich ist, sondern eben die Verbrennungsprodukte. Nikotin ist natürlich nicht unproblematisch, denn es macht süchtig. Um Rauchern den Umstieg auf potenziell weniger schädliche Alternativen – wie zum Beispiel Iqos – zu erleichtern und damit sie diese als wirkliche Alternative zur klassischen Zigarette akzeptieren, spielt Nikotin eine wichtige Rolle.
Wird Philip Morris bei Iqos zum Beispiel in der Werbung irgendwann bei der Aussage zur verminderten Gesundheitsschädlichkeit im Vergleich zum Weiterrauchen auf den Zusatz „voraussichtlich“ verzichten können?
Vielleicht in zehn bis 20 Jahren. Raucherbedingte Erkrankungen brauchen in der Regel viele Jahre, bis sie entstehen. Und so kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht wissen, ob sie bei neuen Produkten wie Iqos oder E-Zigaretten seltener auftreten werden. Das bedeutet: Wenn man das Risiko des Konsums wissenschaftlich seriös formulieren will, dann muss man es mit dem Zusatz „potenziell“ oder „voraussichtlich“ bei der Aussage „weniger gesundheitsschädlich“ tun. Wir behaupten ja auch nicht, dass der Umstieg auf Iqos genauso gut ist wie der Rauchstopp. Das wäre falsch und unseriös. Der Rauchstopp ist immer die beste Option. Aber alles, was wir heute an Daten haben, deutet darauf hin, dass der komplette Wechsel zu Iqos die voraussichtlich bessere Alternative zum Rauchen für den Raucher ist.
In Iqos steckt nicht nur eine Menge Forschung im Bereich Gesundheit, sondern auch in der Technik ...
Das ist richtig. Unglaublich viel Technik befindet sich zum Beispiel in der Miniaturisierung des Akkus, der im Holder integriert ist, sowie im Heizblatt, das den Tabak erhitzt und gleichzeitig an einen Mikrochip rückmeldet, wann 14 Züge beziehungsweise sechs Minuten vorbei sind. Auch den Tabak so zu verarbeiten, dass er feiner als in einer klassischen Zigarette gemahlen ist, war eine technische Herausforderung. Das ganze Ding ist Technik pur.
Philip Morris wünscht sich, dass möglichst viele Raucher von der klassischen Zigarette auf Iqos umsteigen. Was müsste aus Ihrer Sicht passieren, damit das gelingen kann?
Wir als Unternehmen Philip Morris veröffentlichen unsere Wissenschaft für alle zugänglich und wünschen uns nun in der öffentlichen Debatte unabhängige Experten, die sich des Themas der Schadensminimierung annehmen. Wenn glaubwürdige Stellen wie das Bundesinstitut für Risikobewertung unsere Messungen bestätigen, hilft das natürlich. Ich würde mir wünschen, dass wir in Deutschland mit Hilfe der Medien, Gesundheitsbehörden und der Konsumenten auf eine sachliche Ebene kommen, was die Wahrnehmung dieser Produkte angeht. Dann kann der Markt eine Eigendynamik für die Akzeptanz voraussichtlich besserer Alternativen zur Zigarette entwickeln. Diese ist heute in Deutschland, meiner Einschätzung nach, noch nicht gegeben.
(Das Gespräch führte Annika Beyer.)