Am heutigen Montag diskutieren Politiker und Spitzenvertreter der Automobilwirtschaft im Rahmen des Autogipfels über das Thema E-Mobilität in Deutschland. Der Bundesverband Energie Mittelstand (Uniti) geht nicht davon aus, dass das Ziel der Regierung, bis 2030 15 Millionen Elektroautos auf den Straßen zu bringen, nicht erreichbar ist. Entsprechend sollte man sich vermehrt um den Einsatz erneuerbarer Kraftstoffe bemühen. Statt eines E-Mobilitätsgipfel sollte es einen Kraftstoff-Gipfel geben, fordert der Verband.
Laut Uniti sind in Deutschland derzeit rund 1,5 Millionen rein batterieelektrisch angetriebene Pkw (BEV) zugelassen. Um bis zum Jahr 2030 die von der Bundesregierung avisierten 15 Millionen Elektroautos im Bestand zu erreichen, müssten jährlich also durchschnittlich knapp zwei Millionen neue BEV zugelassen werden. Dies würde Anteilen von jeweils rund 75 Prozent an den Pkw-Neuzulassungen bis 2030 entsprechen – deutliche höhere Werte als die bislang im Jahr 2023 erreichten circa 15 Prozent.
"Trotz aller Milliardensubventionen, etwa beim Kauf von E-Autos, ist die von der Politik ausgerufene Vollelektrifizierung des Verkehrs mehr Wunschdenken als Realität. Die gesteckten Ziele für den Pkw-Markt sind nicht zu erreichen“, bilanziert Uniti-Hauptgeschäftsführer Elmar Kühn. Die batteriegestützte Elektromobilität kann für bestimmte Anwendungsbereiche und unter gewissen Umständen eine Möglichkeit zur CO2-Reduktion bilden, aber sie ist aufgrund absehbarer Probleme wie der Knappheit an heimischem Grünstrom, drohender Rohstoffabhängigkeiten von China, einer fehlenden Ladeinfrastruktur bei der angestrebten Vollelektrifizierung und steigender Nutzungskosten nicht geeignet, eine umfassende und dabei sozial verträgliche Energiewende im Verkehr zu schaffen. "Alles auf die Karte Batterie-Elektromobilität zu setzen, schafft neue Abhängigkeiten und Risiken. Der Automobilstandort Deutschland mit seinen hunderttausenden Arbeitsplätzen und seiner über Jahrzehnte aufgebauten Expertise lebt vom Verbrennungsmotor", so Kühn.
Fokus auf erneuerbare Kraftstoffe statt auf den Nischenmarkt E-Mobilität
Aus Sicht von Uniti wäre es für das Einhalten der Klimaschutzziele selbst beim Erreichen des von der Bundesregierung ausgerufenen Elektrifizierungsziels 2030 unerlässlich, die aktuell rund 48 Millionen Pkw und rund 6,5 Millionen Lkw und Busse im Fahrzeugbestand, die über einen Verbrennungsmotor verfügen, in den Fokus zu nehmen und diese mit erneuerbaren Kraftstoffen wie grünstrombasierten E-Fuels in die Bemühungen für CO2-Emissionsminderungen im Straßenverkehr einzubeziehen. Andernfalls könnten Fahrverbote drohen.
"Die Bundesregierung sollte besser zu einem Kraftstoffgipfel laden, anstatt sich weiterhin vor allem auf den Nischenmarkt E-Mobilität zu konzentrieren“, fordert Kühn. Kernanliegen sollten sein, Investitionsanreize für den Aufbau einer globalen E-Fuels-Wirtschaft zu setzen sowie Produktionshemmnisse und regulative Blockaden abzubauen, damit marktrelevante Mengen schnellstmöglich kostengünstig produziert und im gesamten Verkehr eingesetzt werden können. Denn trotz intensiver Debatten auf politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene in den letzten Jahren über die Notwendigkeit und die Vorteile von E-Fuels besteht de facto weiterhin eine politische Blockade für eine breite Anwendung im gesamten Verkehrsbereich von E-Fuels. Politisch und regulativ werden auf nationaler und auf EU-Ebene batterie- und brennstoffzellenbasierte Antriebe bevorzugt.
Praktikable Vorschläge für bestehende Verbrennerfahrzeuge wünschenswert
Die Bundesregierung sollte sich dafür einsetzen, dass die EU-Kommission zeitnah einen praktikablen Vorschlag vorlegt, wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auch ab 2035 noch neu zugelassen werden können, wenn diese ausschließlich E-Fuels nutzen. Auch wäre die Einführung ambitionierter Mengenmindestquoten für E-Fuels im gesamten Verkehrssektor sinnvoll, um den Markthochlauf erneuerbare Kraftstoffe anzureizen. Bei einer Reform der Kfz-Steuer sollte darauf geachtet werden, dass nachweislich klimaschonende Fahrzeuge bessergestellt werden, ohne dabei diejenigen Autofahrer noch mehr zu belasten, die bereits jetzt schon beim Tanken eine CO2-Abgabe entrichten müssen.