Angesichts der lahmenden E-Auto-Zulassungen werden die neuen CO2-Flottenziele für die Autohersteller 2025 zu einer ernsthaften Hürde. Im laufenden Jahr dürften einer Analyse der Unternehmensberatung Dataforce zufolge zwar alle Konzerne und Gruppen ihre jeweiligen gewichtsbereinigten EU-Limits teils deutlich unterbieten, von den im kommenden Jahr geltenden Werten sind aber fast alle weit entfernt.
Den Angaben zufolge würden lediglich Tesla, Geely (Volvo, Polestar usw.) und SAIC (MG Motor) mit dem Verkaufsmix der ersten sechs Monate 2024 auch im kommenden Jahr ohne Strafzahlungen auskommen. Machbar sieht die Reduktion bei Toyota und BMW aus, besonders schwer werden es Volkswagen und Ford haben. Beide Konzerne leiden dabei vor allem unter dem Wegfall des Gewichts-Bonus, der Hersteller mit besonders schweren Fahrzeugen konkurrenzfähig halten sollte.
2025 werden die CO2-Ziele für Autobauer in der EU deutlich verschärft. Bei Pkw müssen die durchschnittlichen Emissionen der verkauften Neuwagen von aktuell 116 g/km auf unter 93,6 g/km sinken – eine Verringerung um 19 Prozent. Für leichte Nutzfahrzeuge bis 3,5 Tonnen werden die Grenzwerte von 185 auf 154 g/km reduziert (minus 17 Prozent). Mögliche Geldbußen werden berechnet als 95 Euro multipliziert mit der CO2-Überschreitung in g/km und dem Zulassungsvolumen. Für große Konzerne kann dies zu Strafen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro führen.
Nach Dataforce-Berechnungen benötigen Hersteller ohne Vollhybridmodelle im Programm im nächsten Jahr einen E-Auto- und Plug-in-Hybridanteil von mindestens 37 Prozent, um die Vorgaben einzuhalten. Bei Marken mit einem Vollhybridanteil von mindestens 55 Prozent wie etwa Toyota reicht eine E-Auto-Quote von 23 Prozent. Allerdings liegen die Japaner beim E-Autoabsatz bislang klar hinter der Konkurrenz zurück.
CO2-Pooling als strategische Absicherung
Die Marktbeobachter erwarten vor dem Hintergrund der strengeren Grenzwerte eine deutliche Preisanpassung – E-Fahrzeuge dürften günstiger, Verbrenner teurer werden. Außerdem rechnen sie mit einer Wiederbelebung des CO2-Poolings, bei dem sich Hersteller mit emissionsstarken Modellen mit reinen Elektroauto-Anbietern zusammen veranlagen lassen. In den vergangenen zwei Jahren hatte es wegen des starken Stromer-Geschäfts keinen großen Bedarf für dieses strategische Instrument gegeben.
"Die Verschärfungen der CO2-Ziele werden 2025 den europäischen Markt für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge durcheinander bringen. Sie erfordern eine deutliche Beschleunigung der Einführung von Elektrofahrzeugen", erklärte Benjamin Kibies, Senior Automotive Analyst bei Dataforce. Autokäufer müssten sich auf Preiserhöhungen bei Benzin- und Dieselfahrzeugen einstellen, während BEV mit der Einführung neuer Modelle erschwinglicher würden. Kibies geht auch davon aus, dass die die monatliche Überwachung der CO2-Emissionen aus Sicht der OEMs wieder zu einem wichtigen Bestandteil der Marktanalyse werde.