Die Unternehmensberatung Berylls analysiert in ihrem E-Mobility-Ranking die Entwicklung der Quote batterieelektrischer Fahrzeuge (BEV) sowie der Ladeinfrastruktur in über 30 Ländern im Zeitraum von 2019 bis 2021 weltweit. Die Ergebnisse zeigen: Die BEV-Verbreitung in Osteuropa und auch Deutschland stellt ein Hinderniss dar. Ebenso der zu langsame Ausbau der Schnellladeinfrastruktur.
Dr. Alexander Timmer fasst die Erkenntnisse zusammen: "Deutschland hat es mit einer BEV-Quote, also dem Anteil der BEV in der Fahrzeugflotte auf der Straße, von knapp über einem Prozent noch nicht in die Top 10 geschafft. Norwegen, die Niederlande und China sind uns hier teilweise deutlich voraus. Die gute Nachricht ist aber, dass Deutschland mit einem jährlichen Wachstum der BEV Flotte von 113 Prozent, seit 2019 das größte Wachstum im Vergleich aufweisen kann.“ Auch bei den Schnellladesäulen ist Deutschland in der EU Vorreiter mit rund 9.800 Ladepunkten.
Ladeinfrastrukur wächst zu langsam
Bei der BEV-Quote in der Flotte liegt China (zwei Prozent) dicht hinter den Niederlanden (über zwei Prozent) und Schweden (knapp drei Prozent). Norwegen (16 Prozent) dank umfassender Förderung unangefochten an der Spitze. Schweden, Österreich und erneut China zeigen zudem, wie es mit dem Ausbau der Ladeinfrastruktur funktionieren kann. Zwar wurde der Ausbau der DC-Lademöglichkeiten in den vergangenen Jahren beschleunigt, in Europa jährlich um immerhin 50 Prozent, in China mit vergleichbaren 48 Prozent, in den USA um immer noch beachtliche 31 Prozent. Dennoch wächst in keiner Region die Infrastruktur schnell genug, weil die BEV-Zulassungszahlen erheblich mehr Fahrt aufgenommen haben. So teilen sich mittlerweile im europäischen Mittel 53 BEV einen DC-Ladepunkt, in Deutschland sogar 63. An stark frequentierten Ladesäulen verharren mittlerweile die ersten Warteschlangen.
Wie es besser laufen kann, zeigt einmal mehr China, wo sich nur 14 E-Autos eine Schnellladesäule teilen müssen, keine Nation ist in diesem Punkt besser, in Schweden und Österreich sind es moderate 30 BEV pro DC-Säule. In diesen drei Nationen halten sich BEV-Zulassungen und der Ausbau der nötigen Infrastruktur offenbar die Waage. Nahezu überall sonst in den 30 betrachteten Märkten besteht dagegen die Gefahr, dass der schleppende Zuwachs an Lademöglichkeiten wie ein Kurzschluss auf den Erfolg der Elektromobilität wirkt.
Wenig Anklang im Osten und Süden Europas
Im Osten und Süden Europas stellt sich die Situation dagegen völlig anders dar. In den Märkten Bulgarien, Griechenland, Kroatien, Polen, Rumänien, Slowakei oder Tschechien, stehen hohe Anschaffungskosten einer geringen Kaufkraft der Bevölkerung gegenüber. Verschlechtert wird die Lage hier außerdem, durch kaum vorhandene Infrastrukturen und in vielen Ländern niedrige Förderungen für die Anschaffung eines E-Autos. Ändert sich daran nichts, wird die geringe Marktdurchdringung der E-Fahrzeuge im Osten und Süden Europas das Erreichen der hoch gesteckten Fit for 55-EU-Klimaziele enorm erschweren.
Auch außerhalb Europas viele Baustellen
Andreas Radics, Managing Director von Berylls: „Auch der Blick auf das außereuropäische Ausland ist ernüchternd, wie unsere Studie zeigt. Selbst führende Autonationen wie Japan, Korea oder die USA verharren mit ihren BEV-Quoten bestenfalls im Mittelfeld oder sogar abgeschlagen auf den hinteren Rängen der Berylls-Analyse. Bei den genannten liegt die Marktdurchdringung der BEV klar unter einem Prozent. Vor allem die USA geben hier ein trauriges Bild ab und stehen bislang deutlich schlechter da als Deutschland – auch wenn einzelne Staaten wie Kalifornien die E-Mobilität sehr ernst nehmen.“
Die Ursache für die geringe Verbreitung von BEV in vielen amerikanischen Bundesstaaten ist das Fehlen einer US-weiten Förderung für die E-Mobilität in den vergangenen Jahren. Zusätzlich wurden unter der Trump-Administration die Ambitionen für eine Transformation des Verkehrs sogar reduziert. Erst seit 2021 dreht sich diese Politik und nähert sich jener Kaliforniens an, die BEVs bereits seit geraumer Zeit fördert.