Flüssige Energieträger, die aktuell zumeist noch auf fossilem Mineralöl basieren, bilden in sämtlichen Anwendungssektoren, wie dem Verkehr und dem Wärmemarkt, ein wichtiges Standbein der Energieversorgung in Deutschland. Sie vereinen eine hohe Energiedichte mit einer langfristigen, nahezu verlustfreien Speicherbarkeit und tragen damit maßgeblich zu Energieunabhängigkeit und Versorgungssicherheit bei. Die Industrie, das Gewerbe, der Bausektor oder die Logistik profitieren nach Ansicht von Professor Michael Bräuninger (Universität Hamburg) ebenso von mineralölbasierten Produkten. Das zeigt Bräunngers neueste Studie "Flüssige Energieträger im Energiesystem – Status Quo & Perspektiven".
Versorgungsrisiken durch Elektrifizierung
Aufgrund der Klimaziele müssen bis spätestens 2045 sämtliche in Deutschland gewonnenen und genutzten Energien aus erneuerbaren Quellen stammen. Die Studie von Bräuninger zeigt aber erhebliche Versorgungsrisiken auf, die sich aus einer Voll-Elektrifizierung des Verkehrs- und des Wärmesektors ergeben. Hier und auch für weitere derzeitige Anwendungsbereiche von Mineralölprodukten etwa in der Industrie und im Gewerbe stellt sich daher die Frage, ob andere Optionen zur Defossilisierung dieser Sektoren bestehen, heißt es in dem Untersuchungsbericht.
Konkret werden in der Studie Importe CO2-neutraler E-Fuels als Option genannt, die über die herkömmlichen Infrastrukturen verteilt sowie in bestehenden Anwendungen unter anderem im Verkehrssektor und im Wärmemarkt eingesetzt werden könnten. Flüssige synthetische Energieträger seien prädestiniert dafür, das begrenzte Potenzial erneuerbaren Stroms in Deutschland um notwendige Energieimporte aus Drittländern zu ergänzen, könnten sie doch unter anderem leicht transportiert und gespeichert werden.
Handlungsempfehlungen an die Politik
In der Studie wird darauf hingewiesen, dass die Politik den weltweiten Hochlauf flüssiger synthetischer Energieprodukte auf vielfältige Art und Weise unterstützen kann. Sie regt an, diese als festen Bestandteil der Energiewende anzuerkennen. Als Maßnahmen empfohlen werden unter anderem die technologieoffene Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen der Energiewende, die Umstellung der Besteuerung von Kraftstoffen auf eine CO2-Bepreisung sowie die einheitliche CO2-Bilanzierung über den gesamten Lebenszyklus von Technologien.
Die Studie zum Download
- Uniti Studie Flüssige Energieträger im Energiesystem (1.3 MB, PDF)