In einem gemeinsamen Schreiben fordert der Zusammenschluss von europäischen Kraftstoffherstellern die Politiker auf, ihren Vorstoß zur vollständigen Elektrifizierung von Neuwagen bis 2035 zu überdenken, da die weltweiten Ereignisse einen anderen Ansatz erfordern.
"Seit der Veröffentlichung des Kommissionsvorschlags für CO2-Normen für Pkw und Transporter im Juli 2021 hat sich die geopolitische Landschaft dramatisch verändert, was sich auch auf die Energie- und Rohstoffabhängigkeiten auswirkt“, heißt es in dem Schreiben. Dies werde sich wahrscheinlich auf die Geschwindigkeit und die wirtschaftliche Effizienz der Elektrifizierung der neuen Flotte leichter Nutzfahrzeuge auswirken.
Das Schreiben wurde von einer Vielzahl von Organisationen aus dem Kraftstoffsektor unterzeichnet, darunter Biokraftstoff-Fachverbände und FuelsEurope, das große Ölfirmen wie Shell, Total Energies, BP und ENI vertritt. Auch der japanische Automobilhersteller Mazda und CLEPA, der europäische Verband der Automobilzulieferer, gehören dazu.
Die hohen Kosten für die zur Herstellung von Batterien benötigten Rohstoffe wie Nickel, Lithium und Kobalt sowie die Abhängigkeit der EU von Drittländern bei diesen Ressourcen werden in dem Schreiben als größte Bedrohung für den Hochlauf der E-Mobilität gesehen. Auch die ungenügende Ladeinfrastruktur wird als Risikofaktor angeführt, der „potenzielle Kunden von Elektrofahrzeugen verunsichert“. Ein weiteres Argument:"Es gibt keine Garantie dafür, dass wir genügend Strom aus erneuerbaren Energien haben werden, um die steigende Nachfrage nach elektrifiziertem Verkehr zu befriedigen. Es besteht sogar das Risiko, dass ein Teil des Stromverbrauchs aus Kohle stammen könnte."
Alternative Kraftstoffe als Ergänzung
Die Verbände fordern, dass die EU-Politiker das Potenzial von Biokraftstoffen und grünem Wasserstoff als Ergänzung zur Elektrifizierungsstrategie anerkennen. Derzeit laufen Verhandlungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten, dem EU-Parlament und der EU-Kommission, um die Rechtsvorschriften abzuschließen, die die zulässigen CO2-Emissionen von Fahrzeugen gesetzlich verankern sollen. Während sowohl das Parlament als auch der Rat dem Kommissionsvorschlag einer Null-Emissionsgrenze für den Verkauf von Autos ab 2035 grundsätzlich zugestimmt haben, herrscht Uneinigkeit darüber, welche Rolle alternative Kraftstoffe spielen sollen.