Rauchen wird nach jahrelang rückläufigen Raucher-Zahlen wieder beliebter. Ein Trend, den zahlreiche Regierungen rund um den Globus angesichts der Belastungen für die Gesundheit der Bevölkerung umkehren wollen. Ein Beispiel dafür sind die Niederlande. Die dortige Regierung führt seit Jahren im Rahmen eines nationalen Präventionsprogramms systematisch neue Beschränkungen ein, um das Rauchen für die Bürgerinnen und Bürger immer unattraktiver zu machen. So soll der Anteil der rauchenden Erwachsenen bis 2040 auf fünf Prozent reduziert werden, wodurch das Land offiziell als rauchfrei gelten würde.
Die Maßnahmen im Detail
Das Maßnahmenpaket umfasst unter anderem eine starke Erhöhung der Tabaksteuer um 1,22 Euro im April 2023 und das am 1. Juli 2023 in Kraft getretene Verbot des Onlineverkaufs von E-Zigaretten und anderen Tabakprodukten. Eine Packung mit 20 Zigaretten kostet in den Niederlanden nun durchschnittlich rund neun Euro, in Deutschland knapp sieben Euro. Beliebte Premium-Marken liegen im Preis noch deutlich darüber. Tabakfeinschnitt, Shisha-Tabak, E-Zigaretten, Liquids, Zigarren und weitere Produkte dieser Art kosten ebenfalls mehr als in Deutschland.
Und die Steuern werden im Nachbarland schrittweise weiter angehoben: Pro Jahr soll die Abgabe für Zigaretten um rund einen Euro steigen. Das bedeutet, dass eine Schachtel mit 20 Zigaretten in den Niederlanden im kommenden Jahr rund zehn Euro kosten wird, so die Pläne der Regierung. In Deutschland steigen die Preise um zehn Cent jährlich.
Tabakprodukte nur noch in speziellen Shops
Die niederländischen Maßnahmen gehen aber noch weiter: Einerseits wurden mittlerweile Einheitspackungen eingeführt. Anderseits ist Tabakwerbung schon länger verboten, seit Juli 2022 dürfen Fachgeschäfte Tabakprodukte und verwandte Produkte nicht mehr sichtbar im Schaufenster oder in der Auslage ausstellen und bewerben. In niederländischen Supermärkten und Tankstellen gibt es Zigaretten & Co. also nur noch auf Nachfrage - ab dem kommenden Jahr sollen Raucher-waren dann ganz aus den Supermärkten verschwinden, ein Verkaufsverbot in Tankstellen wird kurze Zeit später folgen. Zigarettenautomaten sind ohnehin bereits Geschichte. Die Tabakprodukte sind dann zukünftig nur noch in speziellen Tabakshops käuflich zu erwerben.
Verkauf von E-Zigaretten mit anderen Geschmacksrichtungen als Tabak verboten
Auch für E-Zigaretten herrschen ab Oktober strengere Regeln: Ab dann ist der Verkauf von E-Zigaretten mit anderen Geschmacksrichtungen als Tabak verboten.
Tankstellen im deutschen Nachbarland haben zudem noch mit einer weiteren Entwicklung zu kämpfen: Bis Ende Juni 2023 gab es in den Niederlanden eine ähnliche finanzielle Entlastung wie in Deutschland: den sogenannten Tankrabatt. Dabei handelte es sich um eine Verbrauchssteuerermäßigung auf Benzin, Diesel und Flüssiggas. Mit dem Ende der niederländischen Vergünstigungen und den entsprechend gestiegenen Preisen lohnt es sich nun für Niederländer doppelt, die um bis zu 30 Cent pro Liter günstigeren deutschen Tankstellen aufzusuchen. Denn hier gibt es auch günstigere Tabakwaren.
Das hat Folgen: Die Regierungsmaßnahmen zur Rauch-Prävention und der weggefallene Tankrabatt führen zu einem wahren Tank- und Tabaktourismus an grenznahen deutschen Tankstellen. Experten erwarten, dass die im Oktober folgenden strengeren Regeln für E-Zigaretten die Geschäfte an der deutschen Grenze weiter ankurbeln werden.
Im Zusammenspiel mit den hohen Spritpreisen in den Niederlanden bietet das grenznahen deutschen Tankstellenbetreibern die Chance, ihr Produktsortiment der wachsenden Kundschaft anzupassen und es gegebenenfalls sogar zu erweitern. Voraussetzung ist natürlich, die aktuellen Produkttrends zu kennen und für sein eigenes Geschäft zu nutzen.