Abgasaffäre, drohende Fahrverbote, Kartellverdacht: Trotz des guten Laufs der Autoindustrie sieht sich die Branche in der heraufziehenden Diesel-Dämmerung vor enormen Herausforderungen. Vor allem klimapolitische Vorgaben mit strengeren Emissionsgrenzwerten (78 Prozent) und die Dieselkrise (76 Prozent) betrachten Führungskräfte der Autobauer als potenzielle Risiken im laufenden Jahr. Das ergab eine Studie von Strategy&, der Strategieberatung des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungskonzerns PwC, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In der E-Mobilität sehen die Manager dagegen trotz durchwachsenen Starts einen Hoffnungsschimmer.
"Die drohenden Diesel-Fahrverbote in einigen deutschen Städten verdeutlichen die Aktualität einer Verkehrswende", sagte Strategy&-Partner Felix Kuhnert. Das Bundesverwaltungsgericht hatte Fahrverbote für Dieselautos in Städten im Kampf gegen zu schmutzige Luft grundsätzlich erlaubt – als letztes Mittel, und wenn dabei die Verhältnismäßigkeit gewahrt wird. Die Bundesregierung hält am Ziel fest, Fahrverbote zu vermeiden. Die wachsenden Absatzzahlen von E-Autos und Hybridfahrzeugen im vergangenen Jahr zeigten aber bereits eine Trendwende, betonte Kuhnert.
Immerhin 39 Prozent der rund 200 befragten Führungskräfte der Branche sehen in E-Autos den größten Absatzmotor der nächsten fünf Jahre, 29 Prozent erwarten dies schon im laufenden Jahr. Dass die Nachfrage wächst, zeigen lange Lieferzeiten: Kunden müssen bis zu einem Jahr auf ein neues E-Auto warten.
Auch Zukunftstechniken wie das autonome Fahren beflügeln die Absatzfantasie der Manager – 23 Prozent gehen davon aus, dass fahrerlose Autos und Fahrer-Assistenzsysteme in den kommenden fünf Jahren der wichtigste Absatztreiber sein werden, 16 Prozent erwarten das schon in diesem Jahr. In "Big Data" und der Vernetzung sehen dagegen nur wenige den wichtigsten Absatztreiber.
Der Verbrennungsmotor dürfte trotz aller Bekenntnisse zum Diesel, der nach früheren Angaben etwa von VW-Konzernchef Matthias Müller noch für Jahre bedeutsam für die Branche sein wird, eher an Bedeutung verlieren.
Ohnehin halten es mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) für wahrscheinlich, dass sich die bislang starke Autokonjunktur in den nächsten Jahren abschwächen wird. Auch Handelsrestriktionen und protektionistische Tendenzen – wie die drohenden US-Strafzölle auf Stahl – könnten nach Einschätzung von 56 Prozent der Befragten im laufenden Jahr das eigene Geschäft beeinflussen. Für die kommenden fünf Jahre erwarten dies 54 Prozent.
Start-ups kein Schreckgespenst mehr
Ebenfalls als Modell für die Zukunft gilt das Carsharing – immerhin 29 Prozent aller Befragten sehen darin eine künftige wichtige Erlösquelle. Neue Player in der Branche – Start-ups oder auch Technologieunternehmen – gelten für mehr als die Hälfte der Befragten inzwischen nicht mehr als Schreckgespenst, sondern eher als Chance. Die Hälfte der Unternehmen arbeitet demnach bereits mit Newcomern in der Branche zusammen, 23 Prozent planen für die nächsten fünf Jahre gemeinsame Projekte. (dpa)