Daimlers Betriebsratschef Michael Brecht will möglichst bald über mögliche Auswirkungen auf Jobs durch die von dem Autohersteller angekündigte Elektro-Offensive sprechen. "Ich will davor warnen, hysterisch zu werden", sagte Brecht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Montag). Er hoffe aber, dass in drei bis vier Monaten konkret über Fakten der Elektro-Offensive des Konzerts und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigen in Deutschland gesprochen werde.
Bislang sind nur Eckdaten bekannt. Bis 2025 wollen die Stuttgarter mehr als zehn reine Elektrofahrzeuge anbieten. Dafür nimmt der Konzern zehn Milliarden Euro in die Hand. Das erste Modell der neuen Marke EQ - ein Stadtgeländewagen mit mehr als 500 Kilometern Reichweite - soll 2019 in Bremen vom Band laufen. Sowohl für Bremen als auch für das Werk Sindelfingen bei Stuttgart hatte der Konzern bereits Absichtserklärungen mit dem Betriebsrat unterschrieben, in denen es um die Produktion von E-Autos an beiden Standorten geht. Doch eine Sicherheit haben die Mitarbeiter damit nicht.
Brecht geht davon aus, dass durch den Wegfall der Elektromobilität Arbeitsplätze in Gefahr sind. "Ohne Ausgleich bliebe von heute sieben Arbeitsplätzen in der Motoren- und Aggregatefertigung nur einer", sagte Brecht dem "Manager Magazin". Dabei sei aber eine Elektrofertigung von 100 Prozent zugrunde gelegt, relativierte eine Betriebsratssprecherin.
Bislang geht man in Stuttgart bis 2025 von 15 bis 25 Prozent Marktanteil von Elektroautos bei den Daimler-Verkäufen aus. Doch Brecht zufolge beschäftigt Daimler gut 30.000 Mitarbeiter in der Produktion von Motoren, Getrieben und Abgastechnik bei Pkw, Lastwagen und Motoren, die nun um ihre Jobs bangen.
Jobverluste teilweise zufedern
Brecht forderte den Daimler-Vorstand auf, die anstehenden Jobverluste teilweise abzufedern: "Arbeiten, die durch die Elektrifizierung neu entstehen, dürfen nicht automatisch von Dritten erledigt werden", sagte er. Der Autokonzern solle etwa die Fertigung von Elektromotoren, die Daimler derzeit gemeinsam mit Bosch produziert, künftig allein übernehmen.
Die Betriebsratschefs aller großen Autohersteller haben schon mehrfach den Bau einer Batteriefabrik in Deutschland gefordert, um Wertschöpfung und damit auch Jobs in Deutschland zu halten. Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) sagte dem "Manager Magazin": "Der Staat kann nur den Rahmen setzen. Die Batteriefabrik müssen indes schon die Unternehmen bauen." Er forderte eine Bewusstseinsänderung: Andernfalls drohe Deutschland bei Zukunftstechnologien von anderen Nationen abgehängt zu werden.
"Wenn am Ende 60 Prozent der Wertschöpfung digital sind und 20 Prozent auf die Batterie entfallen, nützt es uns gar nichts, wenn wir 80 Prozent der Oberklasseautos bauen, aber nur noch 20 Prozent der Wertschöpfung im eigenen Land haben", sagte Altmaier.
VW-Chef Matthias Müller kündigte "perspektivisch" den Bau einer eigenen Batteriefabrik an. "Wenn mehr als ein Viertel unserer Autos in absehbarer Zeit Elektrofahrzeuge sein werden, dann brachen wir schätzungsweise drei Millionen Batterien im Jahr: Da ist es sinnvoll, selbst eine Fabrik zu haben", sagte Müller der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". (dpa)