Sehr zum Leidwesen der Mineralölbranche setzt die Politik nach wie vor vor allem auf Elektromobilität, wenn es darum geht, den CO2-Ausstoß im Straßenverkehr zu reduzieren. So will die Bundesregierung laut ihrem Papier „Eckpunkte für das Klimaschutzprogramm 2030“ die Nachfrage nach Elektroautos ankurbeln, indem die von Bund und Herstellern getragene Kaufprämie für E-Fahrzeuge mit einem Preis von unter 40.000 Euro erhöht wird. Die Kfz-Steuer soll zudem stärker als bisher an den CO2-Emissionen ausgerichtet werden.
Ein Blick auf die Zulassungszahlen des Kraftfahrtbundesamts (KBA) vom September 2019 zeigt jedoch, dass ein Durchbruch der Elektrofahrzeuge aktuell noch weit entfernt ist. Zum Vergleich: 59,9 Prozent der Neuwagen waren mit einem Benzinmotor ausgestattet (146.463/plus 13,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat), 29,6 Prozent waren Dieselfahrzeuge (72.519/plus 23,5 Prozent). Pkw mit alternativen Antriebsarten zeigten zwar zwei- bis dreistellige Zuwachsraten, allerdings auf Stückzahlen gesehen auf einem niedrigen Niveau. Elektrisch betriebene Pkw (5.880/2,4 Prozent Anteil an den Neuzulassungen) wiesen ein Plus von 149,5 Prozent auf. Fahrzeuge mit Hybridantrieb (18.945/7,7 Prozent) legten um 88,5 Prozent zu, darunter Plug-in-Hybride (3.572/1,5 Prozent) um 51,2 Prozent.
Auch wenn die Zulassungszahlen das auf den ersten Blick nicht zeigen, ist laut Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) das Interesse in der Bevölkerung an Elektromobilität da: Immerhin haben sich laut einer repräsentativen Umfrage des Verbands bereits 29 Prozent der befragten Personen über E-Autos informiert. Fünf Prozent planen, ein E-Auto zu kaufen. Ein wichtiger Faktor bei der Anschaffung eines Elektrofahrzeugs ist zudem der Zugang zu privater Ladeinfrastruktur.
Eine Umfrage der Deutschen Automobil Treuhand ergab dagegen, dass sich E-Fahrzeuge als mögliche Erstwagen im Bewusstsein der Deutschen noch nicht durchgesetzt haben. Sie sehen die elektrische Alternative bislang vor allem als Zweitwagen. Nur 39 Prozent könnten sich einen Stromer als Ersatz für einen hauptsächlich genutzten Pkw vorstellen. Für 45 Prozent wäre er maximal als zusätzliches Auto vorstellbar, 16 Prozent sind sich unschlüssig. Die Anteile verändern sich abhängig vom Haushaltseinkommen: Je mehr Geld zur Verfügung steht, desto stärker wird das E-Auto als reiner Zweitwagen gesehen.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 10./11.2019.)
Ladesäulenregister des BDEW
Laut Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) ist es gelungen, die Anzahl der öffentlichen Ladepunkte innerhalb eines Jahres von 13.500 auf 20.650 zu steigern, der Anteil der Schnellladestationen liegt bei rund zwölf Prozent. Drei Viertel aller öffentlichen Ladepunkte werden von der Energiewirtschaft betrieben. Unter der URL www.ladesaeulenregister.de bietet der BDEW mit seiner hundertprozentigen Tochter Energie Codes und Services eine Informationsplattform rund um Fragen der Infrastruktur für Elektromobilität an: Sie dient der Erfassung der in Deutschland vorhandenen öffentlichen und teilöffentlichen Ladepunkte. Auf dem Internetportal fließen Meldungen der Energieunternehmen sowie weiterer Marktakteure wie Parkhaus- und Parkplatzbetreiber, Tankstellen, Supermärkte und Hotels ein. Für Ladesäulenbetreiber stehen auf der Plattform zentrale Informationen zum technischen Aufbau, der Fördermittelvergabe und Meldepflichten bereit. Für die aktuell beim Kraftfahrtbundesamt gemeldeten Pkw mit elektrischem Antrieb reicht das bundesweite Angebot öffentlicher Ladepunkte laut BDEW vollkommen aus. Dringenden Handlungsbedarf sieht der Verband hingegen beim Ausbau privater Ladeinfrastruktur. Denn etwa 85 Prozent der Ladevorgänge finden zuhause oder am Arbeitsplatz statt. (ab)