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Fahrbericht Hyundai Nexo: Befreit von Kabel und Stecker

21.02.2018 07:59 Uhr
Fahrbericht Hyundai Nexo: Befreit von Kabel und Stecker
Hyundai bringt mit dem Nexo bereits die zweite Generation eines Brennstoffzellen-SUV an den Start.
© Foto: Hans-Peter Hauer

Dem abgasfreien Elektroauto gehört die Zukunft – und mit einer Brennstoffzelle an Bord lassen sich schon heute ohne schwerlastige Batteriespeicher rein elektrische Reichweiten von über 600 Kilometer erzielen.

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Von Hans-Peter Hauer / HPS

Mit dem Nexo bringt Hyundai das neue Flaggschiff seiner Elektroflotte im Sommer auch nach Deutschland. Dabei gilt der Einsatz einer Brennstoffzelle als die zurzeit beste Technologie, um mit einem Stromer die Brücke aus automobiler Gegenwart in eine technische Zukunft zu schlagen – für eine Mobilität ohne Ausstoß von schädlichen Abgasen und Partikeln.

Während die deutschen Hersteller mit dem Einsatz der Brennstoffzelle noch immer zögern und für ein erstes Modell in Großserie wohl noch ein paar Jahre brauchen, entwickelt sich der Wettbewerb auf diesem Gebiet zu einem Zweikampf zwischen den Technologiezentren in Japan und Korea. Immerhin bringt Hyundai mit dem Nexo bereits die zweite Generation eines SUV mit dieser umweltfreundlichen Technik auf den Markt. In Deutschland hat zur Zeit nur noch Toyota mit der Limousine Mirai ein Brennstoffzellenfahrzeug im Programm.

Hatte der koreanische Hersteller für sein erstes Elektroauto mit Brennstoffzelle 2013 noch den kompakten ix35 mit dieser Technologie quasi nachgerüstet, so wurde der Nachfolger von vornherein auf einer neuen Plattform eigens dafür entwickelt. Als Ergebnis schickt Hyundai ein attraktives Elektroauto mit großer Reichweite, aber ohne zentnerschwere Akkus und stundenlangen Ladezeiten an den Start. Ein solches SUV hat bisher kein anderer Hersteller im Programm. Mit einer Länge von 4,67 Meter wurde aber auch der Nexo wieder als kompaktes SUV positioniert. Und nachdem bereits 2015 aus dem ix35 der neue Tucson wurde, bekam mit Nexo jetzt auch die zweite Modellgeneration mit dieser Technologie einen eigenen Namen. Der Basispreis dürfte wohl bei knapp 65.000 Euro liegen.

Mit komplett neuer Technik an Bord und ausgerüstet mit dem aktuell umweltfreundlichsten Antriebsstrang stellt der Elektromotor eine Leistung von 120 kW / 163 PS und ein Drehmoment von 395 Newtonmeter bereit. Damit soll der Nexo in 9,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 beschleunigen und den Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h in 7,4 Sekunden erledigen. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 179 km/h angegeben, der Verbrauch auf 100 Kilometer mit knapp einem Kilo Wasserstoff. Mit einer Tankfüllung von 6,33 Kilo Wasserstoff soll die Reichweite für den Nexo bei rund 600 Kilometer liegen, allerdings gemessen nach einem Fahrzyklus, der die Bedingungen des Alltagsbetriebs nicht in vollen Umfang berücksichtigt. Gegenüber dem Vorgänger ix35 wäre das aber eine Steigerung um mehr als 200 Kilometer.

Antrieb: kleiner, leichter und leistungsstärker

Mit der neuen Generation der Brennstoffzelle wurden deren Bauteile kleiner, leichter und leistungsstärker. Dadurch konnte man den Wirkungsgrad bei der Umwandlung von Wasserstoff in elektrischen Strom verbessern und die Leistung des gesamten Systems deutlich steigern. Gleichzeitig wurde der Verbrauch von Wasserstoff reduziert. Auch die Kaltstartfähigkeit der Brennstoffzelle wurde deutlich verbessert, insbesondere bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Durch die optimierte Technik lässt sich das Fahrzeug auch bei minus 30 Grad noch sicher starten. Die knapp 6,3 Kilo Wasserstoff werden jetzt in drei gleichgroßen Tanks unter dem Kofferraum gespeichert, statt wie bisher in zwei mit unterschiedlicher Größe.

Mit einer Brennstoffzelle an Bord ist der Unterschied zu einem Auto mit Verbrennungsmotor kaum noch spürbar, der Unterschied zu einem Elektroauto mit Batteriespeicher fällt in der Praxis dagegen deutlich gewichtiger aus. Im Gegensatz dazu wird in einem Brennstoffzellenauto der elektrische Strom direkt an Bord erzeugt. Zwar fahren beide E-Mobile rein elektrisch, doch statt eines zentnerschweren Akkus nimmt ein Fahrzeug mit Brennstoffzelle als Energiespeicher nur wenige Kilogramm Wasserstoff an Bord. Und statt den leeren Akku wieder stundenlang an der Steckdose aufzuladen, reicht bei dieser Technik ein kurzer Tankstopp an einer Zapfsäule für Wasserstoff, und schon nach wenigen Minuten hat man die volle Reichweite wieder zur Verfügung.

Wie ein Kraftwerk

Den Strom für den Antrieb liefert die Brennstoffzelle, die den Wasserstoff auf Abruf wie ein Kraftwerk in die gerade benötigte Menge elektrischer Energie umwandelt. Der dafür nötige Sauerstoff muss nicht mitgeführt werden, denn der ist in der Luft reichlich vorhanden. Als willkommener Nebeneffekt wird die aus der Umgebung angesaugte Luft sogar noch gereinigt. Bei gleicher Fahrstrecke werden so die Abgase von zwei Fahrzeugen mit Dieselmotor eliminiert und die Feinstaubpartikel aus der Luft gefiltert.

Das spart Platz und vor allem viel Gewicht. Wie viel das in der Praxis ist, zeigt ein Vergleich mit dem neuen Opel Ampere-E, der zwar rund 380 Kilometer weit rein elektrisch fährt, dafür im Unterboden aber satte 370 Kilo Batterielast mit sich rumschleppt. Dagegen kann schon heute eine Brennstoffzelle aus rund acht Kilo Wasserstoff den Strom für eine Fahrtstrecke von bis zu 1.000 Kilometer liefern. Dabei entstehen auch keine Abgase, denn die Umwandlung läuft völlig emissionsfrei ab. Wenn der Wasserstoff seine elektrische Energie in der Brennstoffzelle abgibt, tröpfelt aus dem Auspuff lediglich Wasser auf die Fahrbahn.

Bei ersten Testfahrten in Korea überzeugt der Nexo mit einem ausgewogenem Fahrverhalten und einer komfortablen Fahrwerksabstimmung. Der Elektromotor bietet ein sattes Drehmoment und beschleunigt auch im Zwischenspurt noch zügig. In der Praxis bleibt die sportliche Fortbewegung aber wohl eher die Ausnahme, denn das Sauber-SUV erzieht seinen Fahrer eher zum entspannten Cruisen. Mit 6,3 Kilo Wasserstoff in den Tanks dürfte bei entspannter Fahrweise im Alltagsbetrieb eine Reichweite von 600 Kilometer durchaus machbar sein.

Gepäckabteil fasst bis zu 840 Liter

Mit 2,79 Meter Radstand bei 4,76 Meter Außenlänge und 1,86 Meter Breite bietet der Nexo den Passagieren viel Platz im Innenraum, dazu bequeme Sitze und auch im Fond eine noch komfortable Beinfreiheit. Dabei wurde der Innenraum klar und übersichtlich gestaltet. Das Gepäckabteil bietet 460 Liter Ladevolumen und lässt sich durch die jetzt umlegbaren Sitzlehnen variabel auf 840 Liter vergrößern. Ein neues Cockpit unterstreicht den Hightech-Charakter des Fahrzeugs, das große digitale Display nimmt die halbe Fahrzeugbreite ein. Die Anordnung der Instrumente und Bildschirme wurde dabei ergonomisch auf den Fahrer ausgerichtet.

Dazu gibt es eine Reihe neuer Assistenzsysteme, die Hyundai erstmals im Nexo vorstellt, darunter eine Weiterentwicklung des Toten-Winkel-Warners, der jetzt über eine Weitwinkelkamera bei einem geplanten Spurwechsel die Fahrzeugumgebung auf das Fahrerdisplay überträgt. Erstmals wird auch ein Spurhalteassistent der neuesten Generation eingesetzt, der das Fahrzeug auf Autobahnen und Landstraßen bis Tempo 145 km/h automatisch immer in der Mitte der Fahrspur hält. Und als erstes Hyundai-Modell kann der Nexo auch ohne Fahrer an Bord selbständig ein- und ausparken. Ein Signal vom Schlüssel reicht und das Auto fährt selbständig auch in kleinste Parklücken.

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