Sprit+: Herr Spindler, die TaRa-Gruppe hat im August die Aral Tankstelle in Idar-Oberstein gekauft. Warum, wie kam es dazu?
Sascha Spindler: Bei dieser Tankstelle war die Besonderheit, dass das Grundstück und die Immobilien getrennt waren. Das heißt das Grundstück gehörte einer Familie aus der Region, die seit 1958 das Grundstück an die BP verpachtet hat. Wir hatten Anfang 2023 Kontakt mit der Familie aufgenommen, um das Grundstück zu kaufen und es dann auch letztendlich getan. Dann haben wir der BP/Aral den Pachtvertrag gekündigt und die Aral hat dann wiederum dem Grundstückspächter den Vertrag kündigen müssen. Die Gebäude haben wir dann dem Grundstückspächter abgekauft.
Jetzt zur Frage warum: Mein persönlicher Ursprung ist in Idar-Oberstein, das ist meine Stadt, hier bin ich geboren und letztendlich habe ich mich auch dafür entschieden hier zu arbeiten. Unsere erste Tankstelle haben wir 2012 ebenfalls in Idar-Oberstein gekauft – da war es eine strategische Überlegung, auch die zweite Aral Tankstelle in Idar-Oberstein zu besitzen und zu betreiben.
Was wurde erneuert, was ist ganz neu – und was ist geblieben?
Wir haben praktisch alles entkernt und einmal erneuert. Geblieben sind faktisch nur die Tanktechnik und die Waschanlage sowie die Hülle des Gebäudes mit Tankdach.
Bei jeder Tankstellenübernahme erneuern wir, zusammen mit Carstens Shop-Einrichtungen aus Hamburg, die komplette Shop-Einrichtung. Weil es dann einfach ist und der Shop komplett ausgeräumt wird, erneuern wir immer noch Fliesen, Decken mit Beleuchtung, Klimaanlage und Sicherheitseinrichtungen.
Wie viele Mitarbeiter sind geblieben, wie viele sind neu?
Wir haben alle Mitarbeiter, die nicht zur ehemaligen Betreiberfamilie gehört haben, übernommen. Zusätzlich haben wir zwei neue Mitarbeiter und einen Stationsleiter eingestellt.
Wo und wie finden Sie Mitarbeiter?
Das ist regional sehr unterschiedlich. Im Großen und Ganzen haben wir keine Probleme, Mitarbeiter zu finden; insbesondere, weil wir sehr moderne und neue Stationen haben. Dort macht es natürlich mehr Spaß zu arbeiten als in einer alten runtergerockten Station.
Natürlich haben wir zum Beispiel in Mettlach (grenznahe zu Luxemburg) auch unsere Probleme, neues Personal zu finden. Aber irgendwie funktioniert es dann doch immer.
Die Rhein-Zeitung schreibt von Deutschlands "modernster Tankstelle" und bezieht sich auf den Tabak-Automaten an der Rückwand des POS ...
Das bezieht sich auf ein elektronisches Preisauszeichnungssystem, auf die Tabakautomaten, auf das Selbstbedienungsterminal (funktioniert noch nicht, da zwischen Aral und Huth noch eine Schnittstelle programmiert werden muss), auf die Digital-Walls die vermietet sind und mit denen Erträge generiert werden, auf die Verweilzonen innerhalb der Tankstelle und eine App für Mitarbeiter (Dienstpläne, automatische Zeiterfassung, Informationsaustausch).
Sind die Tabakautomaten von Tobaccoland?
Ja, die Automaten sind von Tobaccoland. Wir nutzen diese Automaten seit über fünf Jahren an unseren Tankstellen. Ich könnte mir das Tabak-Geschäft nicht mehr anders vorstellen: Keine Bevorratung mehr - das spart Liquidität und es gibt keine Diebstähle mehr durch die Mitarbeiter mehr. Dadurch herrscht auch eine wesentlich bessere Grundstimmung, weil kein Mitarbeiter mehr unter Generalverdacht steht! Außerdem entfällt das Nachbestellen und das Einräumen erledigt Tobaccoland. Von Vorteil ist auch die komplette Transparenz wer, wo, was, wann verkauft hat, denn jeder Mitarbeiter muss sich mit seinem Token anmelden. Außerdem sieht man keine hässlichen Regale mehr, die dann teilweise leer sind. Und: Durch die verschiedenen Bildschirme kann man Marketing- Einnahmen generieren.
Sie wollen in Idar-Oberstein keine Ladesäulen installieren. Warum?
Die Ladesäulen installiert Aral pulse. Aral pulse hat verschiedene Standorte festgelegt, an denen die Ladesäulen gebaut werden sollen. Die Investition wird komplett durch Aral pulse realisiert.
Für einen Eigentümer macht die Installation einer Ladesäule überhaupt keinen Sinn, da die Amortisation einer solchen Investition nicht innerhalb von zehn Jahren erfolgen kann. Ein Ultra-Charger kostet einen hohen sechsstelligen Euro-Betrag - und dann kommt es darauf an, wie weit die Straße aufgegraben werden muss, um das Kabel an das Mittelspannungsnetz anschließen zu können. Unsere Stromnetze sind für solche Dinge überhaupt nicht ausgerüstet.
Wir haben an unserem Standort in Freisen (direkt an der Autobahn) zwei Ultra-Charger mit Aral pulse zusammen gebaut – hier mussten wir 400 Meter in den Ort rein die Straße aufgraben, um überhaupt das Kabel anschließen zu können.
Welche anderen alternativen Kraftstoffe bieten Ihre Tankstellen an?
LPG und LNG.
Lassen Sie uns zum Abschluss nochmal über die TaRa-Gruppe sprechen. TaRa betreibt Tankstellen in Rheinland-Pfalz und im Saarland – und eine in Gardelegen in Sachsen-Anhalt. Gibt es dazu eine Geschichte? Warum ist die Station in Sachsen-Anhalt so "alleine"?
Wir haben zwei Tankstellen in Gardelegen! Und Ja, da gibt es eine Geschichte dazu. 2016 stöberte ich sonntagabends im Internet und fand eine günstige Tankstelle – ich wusste nicht, wo. Die Station war wohl schon seit geraumer Zeit geschlossen und gehörte einer großen niederländischen Mineralölgesellschaft. Die Tankstelle war bekannt als Hauptdrehort für den Film "Hell - die Sonne wird euch verbrennen" mit hochkarätiger Besetzung durch Regisseur Tim Fehlbaum.
Wir fuhren dann dort hin, trafen uns mit dem Geschäftsführer der niederländischen Mineralölgesellschaft. Meine bessere Hälfte meinte dann, als wir unbeobachtet draußen standen, "die Tankstelle ist so weit vom Schuss, die kaufen wir niemals". Ich stimmte zu – aber wie sollte ich jetzt aus der Nummer wieder rauskommen? Unsere Strategie war, ihm so ein schlechtes Angebot zu unterbreiten, dass er uns rausschmeißt. Gesagt, getan - nur hat er uns nicht rausgeschmissen, sondern die Hand hingestreckt und "Deal" gesagt. Dann waren wir im Besitz einer Tankstelle in Gardelegen. Da wir in Gardelegen dann einen ganz tollen Stationsleiter gefunden hatten, entschlossen wir uns 2023 eine weitere Station zu kaufen und in eine Aral umzuwandeln.
Welche Ziele hat die TaRa-Gruppe, wo sehen Sie die Gruppe in fünf Jahren?
Die Zusammenarbeit mit der Aral AG ist hervorragend und macht Spaß. Ich habe immer gesagt, ich möchte 20 Tankstellen haben – das ist erst einmal das Ziel. Die Aral AG hat eigene Tankstellen, die für Pächter schwierig zu betreiben sind. Aral bietet uns immer mal wieder diese Tankstellen an. Wenn es einen Sinn ergibt, dann beschäftigen wir uns mit dieser Station und gegebenenfalls, wenn dann alles für uns passt, kaufen wir auch diese Station.
Ein Grundsatz von uns: Wir kaufen nur Tankstellen mit Grundstücken. Andere Konstellationen machen für uns keinen Sinn. Wir bauen diese Tankstellen wieder auf und dann wäre es fatal, wenn wir nicht auch Besitzer der Grundstücke wären.