Zwischen den Verbandsvorständen fällt sie auf – als einzige Frau und als einzige unter 40 Jahren: Sarah Schmitt, seit Juli 2018 Leiterin des Hauptstadtbüros des BFT und damit zwar nicht laut Titel, aber mit Blick auf viele Aufgaben die Nachfolgerin des ehemaligen Geschäftsführers Axel Graf Bülow, der sich im Juni nach 34 Jahren beim BFT in den Ruhestand verabschiedet hat. Auf ihr Geschlecht und ihr Alter reduziert werden will die 36-Jährige aber nicht: „In meinem Kopf ist eigentlich nur der Gedanke ‚Ich will einen guten Job machen und daran gemessen werden‘“, betont Schmitt. Sie wolle als Person und inhaltlich überzeugen, da sei es egal, ob man eine Frau oder ein Mann ist.
Diese sachliche Ansicht spiegelt sich in ihrer Arbeit wider: In Vorträgen kommt sie schnell auf den Punkt, fasst ohne Umschweife das Wichtigste auch für Laien verständlich zusammen und hört auf, wenn alles gesagt ist – gerne auch mal, wenn sie eigentlich laut Tagesordnung noch Zeit hätte. Klar und zielorientiert geht sie an Aufgaben heran, die viele andere wahrscheinlich zum Teil als weniger spannend einstufen würden. „Es gibt eigentlich keine Themen, auf die ich keine Lust habe. Ich arbeite die Dinge zack, zack ab, ohne zu hinterfragen, ob sie mir Spaß machen oder nicht“, sagt sie lachend.
Affinität zur Mobilität
Diese Arbeitsweise hat Schmitt vermutlich schon ihr Jurastudium in Bayreuth, Lausanne und Frankfurt erleichtert. Nach dem ersten Staatsexamen kam Schmitt 2009 nach Berlin, wo sie erst einmal verschiedene Dinge ohne juristischen Bezug ausprobieren wollte. In dieser Zeit hat sie unter anderem die Logistikleitung eines Lebensmittellogistikers beim HACCP-Audit unterstützt und in einer Beratung gearbeitet. Gemeinsam war diesen Tätigkeiten immer der Bezug zur Mobilität. „Ich liebe Autofahren. Vor kurzem habe ich zusätzlich den Motorradführerschein gemacht“, erzählt die Wahlberlinerin, die während ihres Studiums in Lausanne auf dem Genfer Autosalon gejobbt hat. „Die Leidenschaft für Mobilität ist natürlich eine gute Grundvoraussetzung, um sich mit diesem Thema auch beruflich auseinanderzusetzen“, sagt sie.
Diese Grundvoraussetzung schien ihr auch gegeben zu sein, als sie die Anzeige für die Referentenstelle bei der Mittelständischen Energiewirtschaft Deutschland (MEW) gesehen hat. Neben dem Bezug zur Mobilität reizte sie vor allem die Vielseitigkeit von Verbandsarbeit. Die Bewerbung lief erfolgreich, sodass sie im Juli 2015 beim Dachverband anfing und dort zunächst schwerpunktmäßig für die Europapolitik zuständig war. Schon damals arbeitete sie eng mit dem damaligen BFT-Hauptgeschäftsführer Graf Bülow zusammen, insbesondere beim Thema Tankstelle. Für die Zusammenarbeit von Vorteil war natürlich, dass sich die Räume des BFT als Mitgliedsverband beim MEW in einem Büro in der Georgenstraße an der Friedrichstraße von Berlin befinden.
Als es schließlich darum ging, wer künftig im Büro von Graf Bülow sitzt, entschied sich die Verbandsspitze dazu, Schmitt zur Leiterin des Hauptstadtbüros zu ernennen. „Sarah Schmitt hat sich aus unserer Sicht schon beim MEW sehr gut um das Thema Tankstelle gekümmert. Und da haben wir uns gedacht, wir riskieren es“, sagt Stephan Zieger, der weiterhin Geschäftsführer in Bonn bleibt, mit einem Augenzwinkern. Wer von beiden welche Themen behandelt, entscheiden Zieger und Schmitt trotz der Distanz Bonn – Berlin in enger Absprache miteinander.
Einen Namen gemacht
So durfte sich Schmitt in den vergangenen Monaten zum Beispiel mit den Folgen der Umsetzung des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes (ZAG) für die Mineralölbranche auseinandersetzen. Gerade bei solchen Themen hilft ihrer Meinung nach der juristische Hintergrund. „Dank meines Studiums kann ich gewisse Argumentationsstrukturen einfacher erkennen und es hilft unheimlich bei der Lektüre von Gesetzen und Kleingedrucktem“, ist die gebürtige Bruchsalerin überzeugt. Zieger ist mit der Arbeit seiner Kollegin sehr zufrieden: „Sie hat sich als Ansprechpartnerin zu diesem Thema in unserer Branche und bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht einen Namen gemacht.“
Aber auch Veranstaltungen vorbereiten, Vorträge halten, selbst Termine besuchen und natürlich Presse- und Lobbyarbeit füllen die Agenda von Schmitt, die daher noch gar keine Zeit hatte, ihr neues Büro, das ehemalige Zimmer von Graf Bülow, zu verändern. Daneben macht der Hauptstadtbüroleiterin vor allem die Arbeit mit den Mitgliedern Spaß. Sie sieht es als Service des Verbandes, die Gesellschaften beim Wandel der Branche zu unterstützen und Entscheidungshilfen dabei zu geben, welche Lösungsansätze für das einzelne Unternehmen sinnvoll sein können. Dafür ist Schmitt oft auf Reisen oder abends unterwegs. Trotzdem versucht die zierliche Brünette einmal die Woche Zeit für ihr Hobby, das klassische Ballett, zu finden. Im Urlaub reist die 36-Jährige viel, gerne etwas weiter weg und mit dem Rucksack, verrät sie.
Ein weiteres Hobby von Schmitt ist seit Kurzem Golf, die Platzreife hat sie im vergangenen Jahr gemacht, in diesem Jahr will sie auf jeden Fall ihr Handicap verbessern. Herangeführt an diesen Sport hat sie Graf Bülow, der seit vielen Jahren leidenschaftlich Golf spielt und ebenfalls die Bewegung an der frischen Luft und das Kommunikative an dem Hobby schätzt. Über die Frage, ob der ehemalige BFT-Hauptgeschäftsführer ihr neben der Wahl zu diesem Hobby weitere Ratschläge bei der Übergabe mit auf den Weg gegeben hat, muss sie nachdenken. „Eigentlich war die Übergabe relativ kurz, einfach weil wir uns schon in meiner Zeit als Referentin beim MEW viel ausgetauscht haben und wissen, wie der jeweils andere tickt“, antwortet sie schließlich.
Authentisch sein
Doch dann fällt ihr doch noch etwas ein: „Graf Bülow hat mich eigentlich immer dazu ermutigt, Dinge so durchzuziehen, wie ich es für richtig halte.“ Das sei auch der Anspruch an sie selbst: immer authentisch sein. Diese Art macht es auch glaubhaft, wenn sie betont, wie viel Freude sie an ihrer Arbeit hat. Und ja, sie könne sich durchaus vorstellen, langfristig beim BFT zu bleiben: „Ich finde es großartig, einen Arbeitgeber zu haben, der einem eine längere Perspektive bietet.“ Unrealistisch ist das nicht, denn in der Branche, insbesondere in allen Branchenverbänden, sind sehr lange Beschäftigungszeiten die Regel. Und wer weiß, vielleicht wird aus dem Titel Leiterin Hauptstadtbüro eines Tages Hauptgeschäftsführerin.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 1./2.2019)