Schwarze Brötchen? Preiselbeeren als Sauce? Mangostreifen auf einem Räuchertofu? Die Fragezeichen schwebten förmlich über den Köpfen der Kochlehrlinge und die ein oder andere Augenbraue zuckte skeptisch nach oben: Hatten sie richtig verstanden; diese Zutaten sollen jetzt tatsächlich ihren Burger ergeben? In der Bake Off Academy in Gerolzhofen scharten sich Anfang Juni elf Leser von Sprit+ mit hochgekrempelten Ärmeln und umgebundener Schürze um einen länglichen Küchentisch. An dessen Stirnseite dozierten Marco Kühn und Kornelius Heinl, professionelle Trainer von Aryzta Food Solutions. Das Ziel des eintägigen Kochkurses war es, Inhabern, Pächtern und Stationsmitarbeitern Inspirationen zu geben, wie sie von dem BurgerBoom geschickt profitieren, der an der Tankstelle angekommen ist.
Den Tag eröffnete Key Account Manager Christoph Heller mit einem kurzen Impulsvortrag, der zwei Thesen beinhaltete. Zum einen müssten Tankstellenbetreiber es schaffen, die 39 Prozent der Kunden, die nur zum Tanken an die Station kommen, mit tollen Snacks zu bekehren. Das gelinge nur mit Produkten, die es woanders nicht gibt. Je außergewöhnlicher die verwendeten Brötchen und Zutaten, desto weniger sind sie optisch und geschmacklich vergleichbar mit konkurrierenden Produkten am Markt. Zum anderen: „Den einen perfekten Burger für Ihre Tankstelle gibt es nicht. Lassen Sie Ihrer Kreativität also freien Lauf “, ermutigte Heller.
Geheimzutaten Camembert und Preiselbeeren
Was im heimischen Bistro möglich ist, zeigten die Trainer gleich beim ersten Burger. Sie wiesen die Teilnehmer an, ein klassisches Sesambrötchen auf der einen Hälfte mit Sweet-Chili-Sauce, auf der anderen mit einem Esslöffel Preiselbeeren zu bestreichen. Über dem Fleisch-Patty auf dem Rucola-Bett sollten getrocknete Tomaten und Camembert-Käse für einen intensiven Geschmack sorgen. „Wichtig ist“, betonte Schulungsleiter Kühn, „dass der Salat nicht über den Brötchenrand hinausragt. Denn sonst brutzeln die Blätter in der Mikrowelle unappetitlich an.“
Während die Teilnehmer insgesamt zehn ungewöhnliche Rezepte ausprobierten, erwiesen sich viele als auffallend geschickt. Kein Wunder: An vielen Stationen gehören Burger längst zum Inventar. So zum Beispiel bei Susanne Kropat, der eine Shell-Tankstelle in Langenselbold gehört und die ihre Küchenchefin Silja Staudt zum Leserseminar mitgebracht hatte. Die gelernte Köchin Staudt hat Freude daran, wechselnde Gerichte für den Mittags- und Abendtisch anzubieten, so auch zwei unterschiedliche Burger. „Oft tüfteleich erst ein neues Rezept aus und überrasche meine Chefin dann damit. Meistens sagt sie: Okay, das probieren wir aus.“
Apropos ausprobieren: Neu war für viele Teilnehmer die Zutat Räuchertofu, die Aryzta für den Red Dragon genannten vegetarischen Burger empfiehlt. Michael Brandau, Eigentümer einer Star-Tankstelle in Ronshausen, verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen. Nicht etwa wegen des durch Rote Beete eingefärbten Buns, sondern wegen des Tofus. „Auf einen Burger gehört für mich Fleisch!“, rief Brandau lachend. Damit war er nicht allein. Bei der anschließenden Verkostung der exotischen Burger rührte kaum ein Teilnehmer einen Tofu-Burger an. Der gefräßigen Stille nach zu urteilen, schmeckten die fleischhaltigen dafür sehr gut.
Nach einer Verdauungspause demonstrierte das Duo Kühn/ Heinl, wie man aus einem Standardprodukt mehr machen kann: Eine banale Laugenstange verwandelten sie mit Frischkäse, Paprika und Tomaten in einen leichten Sommer-Snack. Wer es deftiger mag, kann kleingeschnittene Bockwürste aus dem Dampfgarer verarbeiten.
Exkurs: Tipps für die ansprechende Präsentation
Während die Snacks im Ofen brutzelten, führte Kühn die Teilnehmer zu einem kurzen Exkurs nach nebenan – zu einer Snacktheke. „In der vergangenen Zeit kommen immer mehr Betreiber davon ab, die alteingesessene Snackwelle zu verwenden. Das ist gut!“, lobte Kühn. Sie habe den Nachteil, dass der Gast sehe, wann es sich bei den Produkten um Restware handle. Besser seien da Auslagetabletts verschiedener Größen und – auch in der Gastronomie erlaubt, wenn denn der Betreiber für die Hygiene sorge – Holzbretter, die einen handwerklichen Charakter zum Ausdruck bringen.
Und dann war auch schon für die interessierten Betreiber die Zeit gekommen, die Heimreise anzutreten. Die weiteste lag vor Angelika Krautheimer, die in der Nähe von Hannover eine Tankstelle leitet. „Mir persönlich hat es großen Spaß gemacht und ich habe für unseren Bistrobereich viele neue Eindrücke mitnehmen können. Das Prospekt von Aryzta kannte ich bereits von der Messe in Münster, aber es ist doch etwas anderes, die Zubereitung live vor Ort mitzugestalten und die fertigen Burger dann zu probieren, als nur in einem Prospekt zu blättern“, sagte sie.
(Autor: Michael Simon; der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 7/2017)