Ob auf dem Weg zur Arbeit, beim Spaziergang mit dem Partner oder zwischen zwei Terminen: Einen Kaffee oder Tee für unterwegs hat wohl fast jeder schon einmal gekauft. Was für Kunden praktisch ist und einen Beitrag zum täglichen Komfort leistet, ist für die Umwelt ein enormes Problem. Die Deutsche Umwelthilfe geht davon aus, dass jeden Tag in Deutschland 320.000 Einwegpappbecher weggeworfen werden – pro Stunde. Auf das Jahr hochgerechnet sind das fast drei Milliarden.
Schöner Becher, schöne Marke
An Tankstellen nehmen sich viele Kunden gerne einen Kaffee für die Weiterfahrt mit. Grund genug für einige Unternehmen, den Ressourcenverbrauch und die Müllbelastung durch eigene Mehrwegbecher zu verringern. Ein zusätzliches Plus: Besonders ansprechend gestaltete Becher repräsentieren auch die Marke besonders positiv.
Aral
Aral-Kunden, die ihren eigenen Becher mitbringen, zahlen beim Kauf eines Kaffees oder Heißgetränkes zum Mitnehmen an den Tankstellen mit Petit Bistro oder Rewe-to-go-Shop einen um zehn Cent niedrigeren Endpreis. In den Tankstellen gibt es auch Mehrwegbecher zum Kauf für die Nutzung dieses Angebots. Der Anteil der Nutzer dieses Angebotes am gesamten Kaffee- beziehungsweise Heißgetränkeabsatz liegt im Durchschnitt im einstelligen Prozentbereich, mit steigender Tendenz.
Esso
Im Mai 2018 startete Esso einen Pilotversuch an mehr als 200 Stationen, an denen der Mehrwegbecher in drei Designs zu kaufen ist. Er kann von den Mitarbeitern oder an den Kaffeeautomaten zur Selbstbedienung gefüllt werden. Der Esso-Becher kostet an den Pilotstationen 7,99 Euro, inklusive eines großen Heißgetränks und einer Gutscheinkarte für dreimaliges Nachfüllen. Ohne die Nachfüllaktion kostet er 3,99 Euro. Der Becher aus Silikon und Polypropylen hat ein Fassungsvermögen von 0,4 Litern, ist spülmaschinentauglich, auslaufsicher und passt in die Getränkehalterungen von Autos.
Allein im ersten Monat wurden 5.000 Becher an den 200 Pilotstationen verkauft, inzwischen sind es rund 15.000. Aufgrund des erfolgreichen Pilotversuchs haben ab September alle Esso-Pächter und -Händler in ganz Deutschland die Möglichkeit, die Mehrwegbecher anzubieten. Die Preisgestaltung liegt bei den Pächtern.
OMV
Die OMV hat laut eigenen Angaben als erster Mineralölkonzern in Deutschland bereits zum 1. Mai 2017 an allen Tankstellen mit Viva-Café ein Mehrwegbechersystem eingeführt. Die benutzten Trinkgefäße können an jeder OMV-Station mit Viva gegen einen frischen gereinigten Becher eingetauscht und wieder befüllt werden. Dabei gibt es zehn Cent Rabatt auf den regulären Kaffeepreis.
Der Porzellanbecher kostet 6,99 Euro, inklusive einer Kaffeespezialität nach Wahl. Er hat ein Fassungsvermögen von 0,42 Litern, ist kratz- und spülmaschinenfest und geschmacksneutral. Eine rückstandslose Reinigung ist somit gesichert. Im ersten Jahr konnten bereits rund 140.000 Pappbecher eingespart werden. In diesem Jahr wurde eine zusätzliche „Limited Edition“ in einem speziellen Frühjahrsdesign aufgelegt.
Star-Tankstellen
Der Star-Mehrwegbecher kann an allen Star-Tankstellen zum Befüllen von Heißgetränken genutzt werden. Kunden erhalten zehn Cent Rabatt je Nachfüllung in einen mitgebrachten sauberen Mehrwegbecher, unabhängig davon, ob er von Star ist. Der doppelwandige Star-Mehrwegbecher kostet 5,90 Euro inklusive zwei Heißgetränken nach Wahl. Er besteht aus hochwertigem Edelstahl mit rotem Farbakzent, ist auslaufsicher, spülmaschinengeeignet, frei vom Weichmacher Bisphenol A (BPA) und hat ein Fassungsvermögen von 0,4 Litern. Die Star-Verantwortlichen testeten mehr als 50 Produkte und entschlossen sich schließlich, den Becher eigens für Star produzieren zu lassen. In den ersten drei Monaten verkaufte Star über 20.000 Becher. Die Nachfüllquote bewegt sich noch im einstelligen Bereich vom gesamten Kaffeeabsatz, die Tendenz ist klar steigend.
Nordland
Rund 11.000 Mehrwegbecher in verschiedenen Designs hat Nordland, ein Lieferant für Verbrauchsartikel für die Mineralölbranche, im vergangenen Jahr ausgeliefert. Im Rahmen der Mehrwegkampagne 2017, bei der eine kleinere Bestelleinheit möglich war als üblich, waren es gut 3.000 Becher. Die Nordland-Becher sind aus Porzellan, verschlusssicher und frei von Silikonen und Weichmachern. Zudem gibt es die Möglichkeit, über einen im Deckel integrierten RFID-Chip Stück- oder Wertguthaben zu speichern, so dass der Becher als Zahlungsmittel fungiert.
Der Preis ist abhängig von diversen Faktoren wie der gewählten Form und Größe, dem individuellen Becherdesign und der Abnahmemenge. Die meisten Nordland-Kunden gehen nach dem Austauschkonzept vor: Dabei wird ein sauberer Becher im Austausch gegen den mitgebrachten ausgegeben. Der Deckel bleibt beim Kunden. Der mitgebrachte Becher geht direkt in die Geschirrrücknahme.
(Autorin: Julia Richthammer; der Artikel erschien in Sprit+ 8/2018)