Die deutsche Mineralölwirtschaft blickt auf ein gutes Jahr zurück: 2017 ist nach vorläufigen Berechnungen des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV) der Gesamtabsatz aller Mineralölprodukte im Inland um drei Prozent von 103,5 auf 106,6 Millionen Tonnen gestiegen. Dabei erhöhte sich den Schätzungen zufolge der Absatz von Kraftstoffen, die etwa 54 Prozent des Inlandsabsatzes ausmachen, im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf 38,7 Millionen Tonnen bei Diesel und 18,6 Millionen Tonnen bei Benzin. Umgerechnet bedeutet das insgesamt gut 70 Milliarden Liter, die überwiegend über die rund 14.500 Tankstellen in Deutschland abgegeben wurden. Etwa 20 Milliarden Liter gehen über Betriebstankstellen direkt an LKW, Busse, Bau- und landwirtschaftliche Fahrzeuge sowie die Bahn. Als Grund für das Absatzplus nennt der MWV das gute Wirtschaftswachstum.
Nicht nur der Absatz, sondern auch die Kraftstoffpreise sind im Vergleich zu 2016 gestiegen: Benzin (E10) kostete 2017 durchschnittlich 1,33 Euro je Liter, sechs Cent mehr als 2016. Diesel lag 2017 im Durchschnitt bei 1,15 Euro, acht Cent mehr als im Vorjahr. Hauptgrund für den Preisanstieg sind höhere Ölpreise: Öl der Nordsee-Sorte Brent stieg im Jahresdurchschnitt von 45 Dollar je Barrel (159 Liter) im Jahr 2016 auf 55 Dollar im vergangenen Jahr. Benzin und Diesel sind allerdings deutlich billiger als in den Jahren zuvor: So lag der durchschnittliche Benzinpreis (E10) im Jahr 2012 bei 1,61 Euro je Liter, Diesel bei 1,49 Euro (siehe Grafik). „Der Wettbewerb an den Tankstellen ist rund um die Uhr in vollem Gange. Niedrigere Einkaufspreise für Kraftstoffe werden eins zu eins an die Tankkunden weitergegeben. Die Tankstellengesellschaften verdienten 2017 an jedem Liter durchschnittlich nur rund zwei Cent“, kommentiert MWV-Hauptgeschäftsführer Christian Küchen die Preise.
Der MWV rechnet für 2018 mit einer insgesamt stabilen bis leicht positiven Entwicklung beim Absatz, sofern die Wachstumsprognosen der Institute von zwei Prozent eintreffen. Mit Blick auf die weitere Zukunft und die Erfordernisse des Klimaschutzes setzt sich der MWV für den Einsatz moderner, treibhausgasreduzierter oder sogar treibhausgasneutraler Kraft- und Brennstoffe ein. „Dabei ist für die Entwicklung und den Markthochlauf dieser fortschrittlichen Kraftstoffe eine politische Unterstützung unerlässlich“, fordert Küchen. „Für den Luftverkehr oder die Seeschifffahrt stellt Elektromobilität keine praktikable Alternative dar. Deshalb müssen wir neue Wege gehen. Synthetische Kraftstoffe, die das Klima nicht belasten, sind ein solcher Weg. Die bisherige Infrastruktur und Fahrzeugflotte, auch bei PKW und LKW, kann damit klimaneutral weiter genutzt werden. Das sollte die Politik in Berlin, Brüssel und auch weltweit berücksichtigen." (ab)
