Die Rollenverteilung im Lebensmitteldiscount war in den vergangenen Jahren klar: Während Aldi vor allem preiswerte Eigenmarken im Sortiment hatte, punktete Lidl durch sein Angebot an günstigen Markenartikeln. Damit konnten beide gut leben.
Aber seitdem Aldi eine andere Strategie fährt und zusehends mehr Markenartikel in die Regale stellt, ist es vorbei mit der gegenseitigen Akzeptanz, spätestens als Aldi im Frühjahr den Energydrink Red Bull ins Sortiment nahm. Lidl scheint entschlossen, seine ursprüngliche Markenstrategie zu verteidigen und reduziert deshalb immer wieder die Preise. Als Aldi zum Verkaufsstart die 0,33-Liter-Dose für 1,49 Euro anbot, verkaufte Lidl Red Bull zum selben Preis, allerdings nur 0,25 Liter des Energydrinks. Lidl konterte und drückte den Preis auf 1,12 Euro.
Ein Ende des Preiskampfes ist noch nicht in Sicht, was die Verbraucher freuen dürfte. „Der Konflikt zwischen Aldi und Lidl verschärft sich noch“, sagte Denise Klug vom Handelsanalysten Planet Retail. Das hat Auswirkungen auf die Preispolitik anderer Marktteilnehmer: Nach Lidl senkten beispielsweise Real und Penny die Preise für den Energydrink, wenn auch nur als zeitlich befristete Angebote. Sehen sich die zwei Schwergewichte Edeka und Rewe eines Tages gezwungen, die Preise für Red Bull ebenfalls zu senken, könnte der Preiskampf auch auf Tankstellen überschwappen.
Lekkerland: "Absatz bislang zufriedenstellend"
Noch sei das nicht der Fall, beruhigt Michael Korten, Warenbereichsleiter Getränke bei Lekkerland: „Unser Absatz von Red Bull und anderen Energydrinks ist zufriedenstellend.“ Der Shoplieferant fühlt sich durch den Lebensmitteleinzelhandel nicht unter Druck gesetzt und hat die Preisgestaltung in den vergangenen Monaten nicht verändert. Sind die Bestellungen bislang nicht eingebrochen, legt das nahe, dass sich der Preiskampf der Lebensmitteldiscounter bislang nicht negativ auf die Tankstelle auswirkt.
Lekkerland erklärt das damit, dass sich die Preissensibilität der Verbraucher im Bereich der Unterwegs- versorgung grundsätzlich vom Lebensmitteleinkauf unterscheide. Es wird in der Regel nicht planmäßig und auf Vorrat eingekauft, sondern impulsiv für den direkten Verzehr, wodurch der Preis nicht vorrangig ist. „Gleichwohl müssen Tankstellenshops natürlich die Geschäfte und Preise in ihrem direkten Umfeld beobachten und ihre Preise gegebenenfalls anpassen“, sagt Korten.
Total: "Preisrutsch oder alternatives Produkt"
Auch bei Total habe man das Red-BullDumping beobachtet, sagt Pressesprecher Manuel Fuchs. „Es ist allerdings momentan unklar, wohin die Reise geht: ob Preisrutsch oder hin zu einem der zahlreichen alternativen Produkte in diesem Segment.“
Wie lange Tankstellen noch Energydrinks an Minderjährige verkaufen dürfen, steht auf einem anderen Blatt. Weil sie über den Zweifel von gesundheitlicher Unbedenklichkeit nicht erhaben sind, prüft das Bundesfamilienministerium immer noch, ob man den Verkauf an Minderjährige bald verbieten kann. (ms)