"Wo wir Verpackungen vermeiden können, sollten wir das auch dringend tun.“ So begründet Mark Jorczyk, Geschäftsführer von Jorczyk Energie, warum er Ende Oktober an seinen fünf Shop-Tankstellen in der Region Celle das Recup-Mehrwegbechersystem eingeführt hat. Es ist außerdem der Gedanke, der die Recup-Gründer Fabian Eckert und Florian Pachaly überhaupt zu ihrer Geschäftsidee inspiriert hat. Eine nachhaltige Geschäftsidee, angesichts 2,8 Milliarden verbrauchter Coffee-to-go-Einwegbecher pro Jahr in Deutschland.
Recup ist ein bundesweites Pfandsystem für Coffee-to-go-Mehrwegbecher und funktioniert für die Partner folgendermaßen: Unter recup.de registrieren, kontrollieren, ob der Standort in der Karte für die App richtig angezeigt wird, bestellen, mitmachen. Mit der ersten Lieferung schickt Recup einen Aufkleber für die Tür und weiteres Infomaterial. Der Partner leiht die Becher und zahlt dafür einen Euro pro Stück als Pfand. Zu viel bestellte Becher kann er zurückgeben und erhält das Pfand zurück. Zusätzlich kostet Recup einen Euro Systemgebühr pro Tag. Recup-Gründer Eckert erklärt, sein Unternehmen schließe in der Regel Drei-Monats-Verträge ab, sodass Neulinge es für wenig Geld auch einfach mal ausprobieren können.
Erfolg durch Bequemlichkeit
Die Kunden sehen in der Recup-App, wo in ihrer Nähe sich ein Partner befindet, kaufen dort ihren Coffee to go plus einen Euro Pfand für den Becher und können diesen bei jedem Recup-Standort in ganz Deutschland wieder zurückgeben. Für Jorczyk ist diese Bequemlichkeit Schlüssel zum Erfolg: „Wir selber haben mit einem Mehrwegbecher, der zu kaufen war, hantiert. Das hatte keinen Erfolg. Die Leute müssen daran denken, ihn abends auszuspülen, dann müssen sie morgens daran denken, ihn wieder mit ins Auto zu nehmen.“ Den Recup-Becher dagegen kann man nach der Benutzung einfach zurückgeben und er wird vor Ort gereinigt und wiederverwendet. Wenn der Kunde ihn einmal vergessen hat, kann er für nur einen Euro einen weiteren leihen und beim nächsten Mal einfach beide zurückgeben.
Geringe Kosten überzeugen
Recup-Gründer Eckert sieht viele weitere Vorteile für seine Partner: „Gerade Tankstellen haben viele Stammkunden. Die haben den Becher einfach im Auto stehen und bringen ihn beim nächsten Mal wieder mit.“ Und aus der Erfahrung des Gründers ist Pfandgeld etwas, das man gerne wieder ausgibt. Bekommt man für den Pfandeuro zum Beispiel ein Croissant, nimmt man das auch gleich mit. Außerdem seien die Kosten gering. Ein Euro pro Tag, 365 Euro im Jahr – so viel gebe man schnell auch für Einwegbecher aus.
In den Classic-Tankstellen von Jorczyk kommt das System sehr gut an. Auf Facebook, wo verstärkt dafür geworben wird, erreichen den Geschäftsführer viele positive Reaktionen, wie: „Der mintfarbige Becher sieht schön frisch aus. Und dazu ein beerenfarbiger Deckel (lächelnder Smiley mit Herzaugen)“. Die Menschen sind durch die neuen Verpackungs- und Einwegvorgaben der EU für das Thema sensibilisiert, vermutet Jorczyk. Sogar die Mehrwegdeckel, die Recup ebenfalls anbietet und die die Kunden erwerben und selbstständig reinigen müssen, verkaufen sich zu seinem Erstaunen gut.
Der Unternehmer aus Celle wünscht sich, und das ist sicher ebenfalls im Sinne Eckerts, dass weitere Coffee-to-go-Anbieter in der Region das System nutzen. „Je mehr Partner dabei sind, umso einfacher wird es für die Kunden, sich mit dem Becher zu bewegen. Ich sehe das nicht als Alleinstellungsmerkmal, sondern ich würde mich freuen, wenn viele andere mitmachen.“
(Autorin: Julia Richthammer; der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 1.2/2019)