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Nachgefragt: Reise mit Ladehemmung

06.12.2019 12:00 Uhr
Nachgefragt: Reise mit Ladehemmung
Gut gelaunt am Start: Andreas Strömer bei der Übergabe des Audi E-Tron.
© Foto: Andreas Strömer

Fünf Männer, ein Verbrenner- und ein Elektroauto, fast 2.500 Kilometer – auf dem Roadtrip von Dessau nach Oslo und zurück zeigten sich Freud und Leid beim Reisen mit dem Stromer. Ein Erfahrungsbericht.

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„Andreas, wie läuft’s?“, fragt die Stimme in dem Youtube-Video aus dem Off. „Ich lade nunmehr die neunte App zum Thema E-Mobilität in den letzten zwei Tagen auf mein Smartphone in der Hoffnung, dass es dieser Anbieter besser löst als die anderen“, lautet die schon leicht genervte Antwort von Andreas Strömer. Der Geschäftsführer von Stracke Ladenbau steht vor einer Ladesäule an einer Circle-K-Tankstelle in Roskilde-Göteborg und ­erklärt die verschiedenen Bezahlmöglichkeiten, die er hier vorfindet. Schnitt, Stimme aus dem Off: Die App hat leider nicht funktioniert, der nächste Lösungsweg ist die Hotline.

Während Strömer seine Lebenszeit ­damit verschwendet, schlechte Hotline-Musik zu hören, schwenkt das Handy auf Sven Wucherpfennig, Geschäftsführer von Alvern Media. Er sitzt im zweiten Auto des Roadtrips, einem Audi S Q5, und schimpft: „Ich brauche mich hier nicht über die langsamen Prozesse an der Waschanlage aufzuregen, weil unser Elektroauto sowieso mal wieder zwei Stunden lädt, um 100 Kilometer weiterzukommen.“ Immerhin: Das Reisen mit Strom entschleunige, man habe Zeit zum Plaudern, sich Dinge anzusehen und „wir bringen den Müll weg, statt ihn aus dem Fenster zu werfen.“ Der Nachteil: „Normalerweise ist so eine Auto­fahrt nach einer halben Stunde vorbei. Das reicht genau für zwei Brötchen. Jetzt sind es acht Brötchen und die ganzen Krümel liegen auf dem Fahrzeugboden.“

Schnapsidee

Hintergrund dieser Szenen ist ein Road­trip, den Strömer und Wucherpfennig gemeinsam mit dem Convenience-Experten Christian Warning, Andreas Müller, Geschäftsführer von The Retail Marketeers Academy, und Frank Tilbürger, Geschäftsführer von Coffee Jungle, im September 2019 unternommen haben. Start war Dessau, der Wohnort von Strömer, Ziel Oslo, wo Warning gemeinsam mit Peter Herm eine Studytour organisiert hatte. Den Trip haben die fünf Reisenden in mehreren Videos auf You­tube ­festgehalten (Suche über „EV Challenge Dessau Oslo“). Die Idee, die Strecke in ­einem Elektrofahrzeug zurückzulegen, entstand zwischen Warning und Strömer an einem alkoholreichen Abend an der Bar.

Für die Beschaffung des Autos war der Ladenbauexperte zuständig und fragte ­einfach mal beim örtlichen Audi-Händler nach, der ihm tatsächlich kostenfrei ­einen E-Tron zur Verfügung stellte. Etwas kompliziert stellte sich im Laufe des Trips das Laden dar. Nahezu ­jeder Ladevorgang, ­insbesondere am Anfang der Reise, endete in einer mehrstündigen Aktion. Fünf Mal hatte sich die Software der Lade­säule aufgehängt und musste über Fernsteuerung neu gestartet werden. Die meisten Bezahloptionen funktionierten nicht, so dass sich Strömer an der ein oder anderen Säule über die Hotline eine kostenfreie Notladung „erschnorren“ musste, einmal half eine freundliche Dänin mit ihrem RFID-Chip aus, dank dem man an allen Säulen in Europa laden kann.

Und wie schneidet das E-Mobil statistisch im Vergleich zum Verbrenner ab? Wucherpfennig musste in seinem Pkw ab Hamburg sechs Mal Diesel tanken, die Rechnung belief sich insgesamt auf rund 264 Euro. 16 Mal steckte Strömer seinen E-Tron auf den insgesamt 2.424 Kilo­metern von und nach Dessau an die Ladesäule, gezahlt hat der Ladenbauexperte 139,37 Euro, wobei die höchste Rechnung 50 Euro im Hotel Radisson in Göteborg betrug. Immerhin rund 333 Kilometer ging die längste Strecke, bevor er das Elek­tro-SUV zum Nachladen gehalten hat. „Vom normalen Tanken ist man es ja gewöhnt, dass man den Tank leer fährt und dann wieder auffüllt. Bei einem Elektrofahrzeug muss man sich das etwas abgewöhnen, weil man sonst an jeder ­Ladesäule ewig steht, bis man wieder genug Reichweite hat“, ­erklärt Strömer.

Trotz der Probleme beim Laden und der Maximalgeschwindigkeit von „nur“ 210 Stundenkilometern ist Strömer angetan von der E-Mobilität. „Es ist einfach ein megamäßiger Fahrspaß. Das Ding marschiert richtig los.“ Einen weiteren Trip im E-Mobil könne er sich durchaus vorstellen. Und mit ein bisschen Erfahrung wird auch das Laden zum Randaspekt.

(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 12.2019.)

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