Es muss toll sein, einen Chef wie Kevin Mikus zu haben. Einen Chef, der seinen Job liebt, die Branche sei über 20 Jahren kennt, der hoch motiviert ist und vor allem: ein Chef, der seine Mitarbeiter auch wirklich als Mitarbeiter und Kollegen ansieht und nicht als Untergebene. „Ich finde, wir sind ein sehr gutes Team“, sagt Kevin Mikus. „Die jungen Mitarbeiter lernen von den etwas älteren Mitarbeitern, aber andersrum genauso, also kann jeder von jedem lernen. Die Angestellten akzeptieren mich als Chef und haben Respekt – aber ich habe genauso viel Respekt vor ihnen!“
Insgesamt arbeiten zwölf Menschen an der Esso-Tankstelle im Dorf Velmede, das zur Gemeinde Bestwig gehört und zwischen Dortmund und Kassel liegt. Neben den zehn Aushilfen ist der fest angestellte Björn Grenz „mein wichtigster Mann“, sagt Mikus. „Er ist auch mein Stationsleiter und schon lange in der Tankstellenbranche tätig. Er ist quasi meine rechte Hand, wir entscheiden vieles gemeinsam, er bringt mir auch viel bei durch seine Erfahrung im Tankstellenbereich. Wir sehen uns beide gewissermaßen als Geschäftspartner.“ Gemeinsam managen die beiden die Esso-Station mit vier Zapfsäulen und insgesamt 660 Quadratmetern Fläche, davon 80 Quadratmeter Shop. Zusatzgeschäft bringen der Hermes Paketshop, Sportwetten, eine Anhängervermietung und das Bistro.
Die Anhängervermietung hat der junge Tankstellenunternehmer vom Voreigentümer übernommen, „es ist ein gutes Geschäft ohne viel Aufwand“. Die Sportwetten betreibt Mikus gemeinsam seit fünf Jahren mit seinem Vater Christoph an drei Standorten gemeinsam mit einem Geschäftspartner.
Bistro, Backshop, Biergarten …
Aktuell dürfen zwar keine Kunden im Bistro Platz nehmen, die Vorschriften zur Eindämmung der Pandemie verbieten das. Aber Mikus konzentriert sich auf bessere Zeiten und will „auf jeden Fall eine kleine, aber feine Sitzecke für unsere Kunden“ gestalten. Und: „Nach der Pandemie möchten wir auch gerne eine Art „Biergarten“ aufbauen, da wir direkt am Ruhrtalradweg liegen und die Fahrradfahrer auch gerne bei uns eine Pause machen und sich an unserem vielseitigen Angebot bedienen können.“
… und eine Hochzeit!
Und auf etwas ganz Anderes konzentriert sich der 25-Jährige auch: Bald wird geheiratet! „Sie heißt Rabea und arbeitet an der Tankstelle meines Vaters. Sie ist 24 Jahre alt und gibt mir sehr viel Kraft und Halt, ich kann immer auf sie zählen! Wir sind jetzt schon fünf Jahre zusammen“, erzählt der baldige Bräutigam. Theoretisch ist es zwar auch während der Pandemie möglich zu heiraten. Aber das Paar möchte lieber warten und unter einigermaßen normalen Umständen Hochzeit feiern. Seine Verlobte stärkt Mikus den Rücken, auch auf seine Familie, die Eltern und Großeltern, kann er zählen. Vor allem Vater Christoph ist ein sehr wichtiger Mensch im Leben des 25-Jährigen. „Er ist mein Vorbild. Von ihm kann ich mir so vieles abschauen und ich weiß, ich kann immer auf ihn zählen. Er ist für mich eine sehr große Respektsperson!“
Und tatsächlich war und ist Christoph Mikus immer wieder Dreh- und Angelpunkt im (Tankstellen-)Leben seines Sohnes. Vater und Sohn haben sogar einmal eine Nacht in der Tankstelle verbracht: „Mein Vater hatte Nachtschicht und es konnte sonst keiner auf mich aufpassen. Also hat er mich mit zur Tankstelle genommen und ich habe dort geschlafen. Als kleines Kind muss das unheimlich cool gewesen sein“, lacht der, der heute selbst eine Tankstelle leitet. Schon „als keiner Zwerg“ sei er gerne mit zur Tankstelle des Vaters – dieser hatte mit einer DEA-Station begonnen, die fünf Jahre später zu Avia umgeflaggt wurde – gekommen und hat mit 17 Jahren auch angefangen, dort zu arbeiten. Er war sowohl an der Kasse als auch im Büro beschäftigt.
Lange Gespräche mit Familie und Freundin
Und mit der Unterstützung seines Vaters klappte schließlich auch die Übernahme einer eigenen Tankstelle. Die Chance ergab sich, als der bisherige Betreiber der Velmeder Tankstelle aufhören wollte. „Nach langen Gesprächen mit meinen Eltern, Großeltern und meiner Freundin habe ich mich dazu entschieden, diese Tankstelle zu übernehmen“, sagt Mikus. Die Mineralölgesellschaft „hat eigentlich relativ gelassen reagiert“ und es war „ein sehr gutes Gespräch“. Schließlich brachte der Neupächter acht Jahre Erfahrung mit und hatte seinen Vater auch einmal für drei Wochen vertreten, als dieser im Urlaub war. Auch an Ausbildung mangelt es keineswegs: Nach dem Realschulabschluss folgte für Mikus eine Ausbildung zum Verkäufer. Er ist außerdem IHK-geprüfter Stationsleiter und absolviert derzeit sogar noch ein Fernstudium zum Handelsfachwirt, das er voraussichtlich im Frühjahr 2022 abschließen wird.
Während Esso „relativ gelassen“ war, nahm und nimmt Mikus die Herausforderungen des Tankstellenalltags sehr ernst. Sei es die finanzielle Lage, der zeitliche Aufwand oder die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Seine Entscheidungen trifft er mit Bedacht, er geht kein Risiko ein und bespricht viel mit seinem Vater, der schließlich über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Tankstellenbranche mitbringt. „Ich nehmen jede Hilfe von ihm an, weil er das ja alles kennt und mir dann Tipps gibt. Er war quasi mein Berater, und das wird er auch immer bleiben. Ich bin froh, dass ich ihn immer fragen kann.“ Aus diesen Worten spricht große Bewunderung und tiefe Wertschätzung. Es wird deutlich, wie stark Vater und Sohn verbunden sind.
Eine Art Biergarten, eine Hochzeit, die eigene Tankstelle managen: Mikus hat großer Ziele vor Augen. Mit dem Rat seines Vaters, dem Rückhalt aus der ganzen Familie und dazu noch seiner teamorientierten Einstellung ist der junge Unternehmer bestens gerüstet für eine erfolgreiche Zukunft. (bg)