Seit Ende Mai gibt Shell seinen Kunden ein Preisversprechen: Mit einer Kundenkarte zahlt man für den Liter Benzin jederzeit höchstens zwei Cent mehr als bei der billigsten Markentankstelle im Umkreis. Doch Kunden ohne Kundenkarte müssen diese Preisgarantie bezahlen. Der normale Preis habe sich laut einer unveröffentlichten Studie von Ökonomen der Universitäten Hamburg und Hohenheim seit der Einführung der Preisgarantie für die Kunden von Shell nicht gut entwickelt, meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Die Wirtschaftswissenschaftler haben die Daten der Markttransparenzstelle seit deren Einführung im Dezember analysiert. Dabei untersuchten sie für jeden Tag die durchschnittliche Preisdifferenz zwischen Shell und den übrigen Tankstellen. Das Fazit der Forscher lautet: Nachdem Shells Preisgarantie in Kraft getreten ist, hat sich das Verhältnis zur Konkurrenz signifikant verschlechtert – je nach Spritsorte und Situation kann der Aufpreis laut Studie im ungünstigsten Fall sogar ganze Centbeträge ausmachen. Shell widerspricht: Die Preise seien im Konkurrenzvergleich nicht gestiegen, zumindest nicht, wenn man sie mit anderen großen Marken vergleiche. "Der Kunde in Deutschland ist außerordentlich preissensibel", sagte ein Konzernsprecher gegenüber der FAZ. Wer Benzin verkaufen wolle, könne gar nicht teurer werden.
Anders ist die Lage mit der Tankstellenkette der Deutschen Tamoil, HEM: Die Preisgarantie dort aber habe die Preise laut Studie im Verhältnis zur Konkurrenz sogar etwas vergünstigt. Studienautor Dewenter führt den Effekt darauf zurück, dass HEM-Kunden den niedrigen Preis nicht automatisch bekommen, sondern erst dann, wenn sie dem Verkäufer per App einen günstigeren Preis aus der Umgebung zeigen. Auf diese Weise würden die Kunden sogar noch dazu ermutigt, Preise zu vergleichen – und das befördere den Wettbewerb ums günstigste Benzin. (ms)