Einige der größten Stände in Halle Süd gehörten den Ladenbauern. Kein Wunder, wollten sie doch ihre neuen Konzepte und Ideen möglichst in Originalgröße präsentieren. So musste kein Besucher seine Fantasie bemühen, sondern konnte sich einfach die Realität ansehen. Wir haben uns bei den fünf großen Playern auf dem deutschen Markt umgesehen und sie nach den aktuellen Trends gefragt.
Carstens Shop-Einrichtungen
Die Messephilosophie von Carstens Shop-Einrichtungen fasste Geschäftsführerin Sylvia Reyers in einem Satz zusammen: „Wir möchten Dinge zeigen, die sich ein Betreiber für seinen Shop vorstellen kann.“ Das Konzept, das Reyers und ihr Team auf der Tankstelle & Mittelstand zeigten, war speziell für Tankstellen im ländlichen Bereich erdacht. Die Verantwortlichen wollten dabei Motive und einen Stil einsetzen, die möglichst vielen Menschen zusagen. Neben den Tankstellenbetreibern hatten die Ladenbauexperten bei der Konzeptentwicklung natürlich auch den Endkunden im Blick. Das sei die Herausforderung in der Tankstellenbranche mit ihrem gemischten Publikum. „Da kommt jeder vorbei, Männer, Frauen, jung, alt …“, sagte Reyers.
Große Drucke von Blumenwiesen oder von einer Kuh, die durch ein angedeutetes Fenster hineinblickt, schafften die Verbindung zur ländlichen Umgebung. Vor kurzem hat sich ein Betreiber für einen großen Druck mit drei Kühen darauf entschieden, berichtete Reyers. Solche charmanten Details blieben dem Endkunden ebenso im Gedächtnis wie die selbst entwickelten Logos mit Slogans wie „Landliebe“, war sie überzeugt. Daneben zeigte das Carstens-Team verschiedene Sitzbereiche – von Stehtischen über einen Loungebereich mit Sesseln bis hin zu der gemütlichen Sitzecke mit Stühlen und Bänken in Kombination.
Grünwald Ladeneinrichtung
Der Shop, den Grünwald Ladeneinrichtung auf der Messe präsentierte, wird anschließend genau so in die Shell-Tankstelle im oberbayerischen Burgkirchen umgesetzt. „Normalerweise bauen wir extra einen Shop für den Messestand“, erklärte Verkaufs- und Projektleiter Frank Käckermann. Der Shop für die Tankstelle in Burgkirchen verdeutlichte sehr gut die aktuellen Trends im Ladenbau, sodass man sich für diese Lösung entschied. Denn für die Grünwald-Experten ist die Kombination aus dunklen und hellen Tönen mit einem Farbtupfer derzeit die beliebte Richtung.
Daher dominierte auf dem Messestand die Farbe Anthrazit, einen Farbakzent schuf man mit der kupferfarbenen Verkleidung am Bistro. Große Schwarz-Weiß-Drucke – auf dem Messestand war darauf zum Beispiel ein Oldtimer-Lenkrad zu sehen – kann jeder Betreiber seinen Vorlieben und Interessen entsprechend auswählen. So wird jeder Shop zum Unikat, laut Käckermann ein weiterer Trend im Ladenbau.
s-iQ
Schon bei der Planung beachtet der Komplettdienstleister s-iQ die gesamten Grundbedingungen an der Tankstelle, wie Räumlichkeiten oder Vorkenntnisse der Betreiber im Betrieb eines Bistros, und entscheidet danach, was möglich und gewünscht ist. Wichtig sei es, den Leuten die Scheu vor der Gastronomie zu nehmen, erklärte Geschäftsführer Josef Walz auf der Messe. Die Betreiber verlieren die Bedenken durch leicht umsetzbare Konzepte und den Gästen vermittelt man die gastronomische Kompetenz durch ein einladendes Shopbild. Deshalb setzten sich die s-iQ-Experten auf der Tankstelle & Mittelstand vor allem das Ziel, den Betreibern verschiedene Konzepte und Geräte vorzustellen, zum Beispiel einen Kombidämpfer von Rational, mit dem man sechs verschiedene Produkte zeitgleich herstellen kann, oder das Frittiersystem Fast Chef Elite. Diese Küchenhelfer streicht der Kunde in 99 Prozent der Fälle erst einmal aus dem Angebot, erzählte Walz. Erst wenn der Betreiber höre, welche Möglichkeiten er damit habe, sei er überzeugt und entscheide sich doch dafür.
Damit auch die letzte Berührungsangst vor der Zubereitung von Essen verflog, konnten sich die Besucher am Stand selbst vom Geschmack vieler Gerichte wie Pommes oder Currywurst überzeugen. Daneben fiel der Stand durch seine farbenfrohe Gestaltung auf. Nachdem zuletzt die Kombination aus Holz und dunklen Einrichtungen sehr beliebt war, entschieden sich die Verantwortlichen dazu, neue Materialien wie Kunststein, hellere Einrichtungen und mehr Farben wie Hellgrün oder Rosa zu präsentieren.
Heinrich Stracke Ladenbau
Wer den Besuchern auf dem Messestand Neues zeigen will, muss sie zunächst einmal auf den Stand bringen. Bei Heinrich Stracke Ladenbau war der Lockvogel der Foodtruck der Schwesterfirma Rockandroll Food, an dem es Burger und Pommes gab. In knalligem Gelb war er auch optisch auffällig. „Bei uns lautet das Motto: kein Ladenbau ohne Konzept“, erklärte Geschäftsführer Andreas Stracke. Alle Ansätze zielten darauf ab, dem Gast zu zeigen, dass von den Sitzmöbeln über die technische Geräteausstattung bis hin zu den angebotenen Snacks alles ineinandergreifen müsse, damit das Konzept authentisch sei und funktioniere.
Deshalb konnten die Gäste das Essen vom Foodtruck an verschiedenen Sitzgelegenheiten verspeisen, die einen Überblick über Möglichkeiten des bequemen Verweilens verschafften. Die gingen von überdachten Futterraufen für zwei oder vier Personen bis hin zu gepolsterten Holzbänken um einen Tisch mit einer Feuerstelle für den Innenbereich inklusive Lagerfeueratmosphäre. Daneben zeigte man praktische und multifunktionale Lösungen, etwa für die Zubereitung von Snacks, oder einen Raumteiler, der zum Sonnenschutz wird. Alle selbst entwickelten Lösungen von Stracke sollen dem Kunden einen hohen Nutzen bringen. Dazu zählt zum Beispiel das Brotregal, das zur Werbefläche und zum Abstellbereich wird. Denn aus der Erfahrung mit den selbst betriebenen Shops zog Strömer die Erkenntnis: „Ein Konzept funktioniert nur, wenn es praktikabel ist.“
Thiem Shop-Einrichtungen
Das Ziel der Hamburger war passend zur Mittelstandsmesse: zeigen, dass auch auf kleinen Flächen Großes möglich ist. Denn gerade Mittelständler oder Betreiber einzelner Tankstellen haben oft nur wenig Platz zur Verfügung. „Groß ist nicht schwierig, klein schon“, erklärte Geschäftsführer Thomas Kirchhoff. Deshalb stand auf dem Thiem-Stand zum Beispiel eine Kühlinsel von Viessmann mit zwei gekühlten Seiten und zwei ungekühlten Seiten, in der man auf kleinem Raum unterschiedliche Produktgruppen präsentieren kann.
Daneben zeigte Thiem vor allem praktische Lösungen. Als Dekor für den hinteren Kassenbereich wählten die Experten einen Digitaldruck von gebürstetem und gehacktem Holz, das einen rustikal-gemütlichen Eindruck vermittelt. Der Fußboden bestand aus Kunststoff, den es in zwölf verschiedenen Dekorvarianten gibt. Die Einzelplatten wurden nicht geklebt, sondern verlegt. So muss man bei der Montage nicht warten, bis der Klebstoff getrocknet ist und der Boden lässt sich einfach wieder entfernen, sagte Kirchhoff. Die digitale Preisleiste an der Kassentheke zeigte neben ihrer eigentlichen Funktion, der Preisanzeige, auch Filme und Werbeanzeigen für das Zusatzgeschäft.
(Autorin: Julia Richthammer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 6/2019.)