Dieser Sommer hat überall seine Spuren hinterlassen. Das wechselhafte Wetter führte nicht nur zu extremen Wetterphänomenen im nahezu täglichen Wechsel, sondern verdarb wohl dem ein oder anderen Autofahrer auch die Lust aufs Autowaschen. So ist aus allen Richtungen der Waschbranche, von Betreibern und Industrie gleichermaßen, von rückläufigen Waschzahlen zu hören.
Da hilft nur eines: Die Attraktivität der Autowäsche so zu steigern, dass aus der reinen Zweckwäsche ein Wascherlebnis der besonderen Art wird und die Kunden allein deswegen die Waschanlagen der Nation besuchen. So wurden in den letzten Jahren jahreszeitlich abgestimmte Düfte entwickelt, es folgte die große LED-Welle mit viel Bling-Bling in der Waschhalle und alles gipfelt im Moment in LED-hinterleuchteten Duft-Schaumwänden. Sie überziehen das Fahrzeug zuckergussähnlich, statt es nur tröge mit einem Vorreiniger zu besprühen.
Neben dem Wascherlebnis soll durch den gleichmäßigen Auftrag die Effizienz gesteigert und gleichzeitig der Chemieverbrauch reduziert werden. Im Endergebnis lassen sich durch die Kombination von Wascherlebnis und Waschergebnis die Durchschnittspreise erhöhen, so zumindest die Vorstellung der Anbieter.
Vorhang auf!
So präsentierte Dr. Stöcker gemeinsam mit Waschstraßenhersteller Dico auf der letztjährigen Tankstellenmesse in Münster erstmals die Wall of Foam. Die speziell formulierten Produkte der Eventum-Serie werden als Vorreiniger oder Schaumpolitur eingesetzt und erzeugen bei optimaler Einstellung von Luft, Wasser und Chemie einen feinporigen Schaum, der auf ein Prallblech aufgesprüht wird und einen geschlossenen Vorhang bildet.
Im gleichen Jahr entwickelte Gerhard Schäfer von Schäfer-Chemie seinen Lava-Schaum aus der Titan-Serie, der sehr dicht und zähflüssig aufschäumt und in der Waschzone zum Einsatz kommt. Möglich ist auch eine Schaumwand im Politurbereich mit Titan-Glanzpolitur.
2016 auf der Uniti Expo traten erstmals Anlagenhersteller wie Christ oder Washtec mit eigenen Schaumwänden in Erscheinung. Während Washtec seinen Foam Sensation genannten Schaumwall über ein Düsensystem am Dachtrockner (Flex Stream) erzeugt und konturenfolgend auf das Fahrzeug aufträgt, setzt Christ auf ein am Portalkopf fix montiertes Sprührohr. Das erzeugt einen eher regenähnlichen Schaumvorhang und trägt in einem schnellen Portalvorlauf auf. Der Foam-Rex-Schaum hat eine wässrige Konsistenz und besitzt damit eine hohe Fallenergie, die einen Aufriss des Schaumvorhangs bei Windlagen verhindert. In den Waschstraßen bietet Christ ein Schaumwall-System als Anbau- oder freistehende Lösung an. Auf der kommenden Automechanika wird außerdem Istobal mit der neuen M’NEX32 eine Portalanlage mit integriertem Schaumfall vorstellen.
Vielfältige Einsatzgebiete
Schaumwände können sowohl in der Portalanlage als auch in Waschstraßen eingesetzt werden. Unter bestimmten Vorraussetzungen sind sie nachrüstbar, was weniger ein mechanischer als vielmehr ein arbeitszeitlicher Aufwand ist und zusätzlich Softwareanpassungen nötig macht.
Die diversen Schaumvorhänge sind hauptsächlich in der Vorwäsche vorgesehen, wo sie beispielsweise als Insektenlöser eingesetzt und entsprechend beworben werden können. Es gibt aber zudem, vornehmlich in Waschstraßen, die Möglichkeit, Produkte wie die Titan Glanzpolitur von Schäfer oder Acryl Polish Eventum von Dr. Stöcker im Politurbereich nach der Wäsche als Schaumwand publikumswirksam in Szene zu setzen. Unterstützt wird das Wascherlebnis dabei durch frei konfigurierbare LED-Illumination seitens der Anlagenhersteller.
Nicht überschäumend
Die Hersteller weisen darauf hin, dass eine optimale Einstellung des Systems extrem wichtig ist, sowohl für die Schaumbildung als auch deren Auflösung. Sie empfehlen außerdem, vor allem in Portalanlagen und kurzen Waschstraßen, ein gründliches Nachspülen mit einer Hochdruckeinrichtung, um Schaumreste aus Fugen und Abläufen zu entfernen. Zudem setzen alle auf spezielle Tensid-Formulierungen, die zum einen den Schaum schnell zusammenfallen lassen, zum anderen die biologische Abbaubarkeit in der Brauchwasseraufbereitung gewährleisten.
Da die Wasserqualität Einfluss auf die Schaumbildung hat, ist eine exakte Abstimmung im Zusammenspiel von Wasser und Chemie im individuellen Fall notwendig.
(Autor: Dieter Väthröder; der Artikel erschien in Sprit+ 09.2016.)