Sprit+: Herr Schwarzer, Sie sind jetzt seit acht Monaten Geschäftsführer bei H2 Now. Wie sieht eine normale Arbeitswoche bei Ihnen aus, welche Projekte beschäftigen Sie?
Stefan Schwarzer: Meine Arbeitswoche ist mit vielschichtigen Aufgaben gefüllt. Neben dem strukturellen Aufbau des Unternehmens stehe ich mit vielen Marktteilnehmern in Kontakt, um die von uns angestrebten Kooperationen zu schließen. Erhaltene Projekte entlang der Routen der Schwerlastverkehre beschäftigen mich stark. So werden diese Projekte bereits jetzt für die in diesem Jahr erwarteten Förderaufrufe von uns vorbereitet.
Was sind bisher Ihre bemerkenswertesten Erfahrungen in der Branche?
Mich begeistert aktuell, dass so viele Unternehmen bereits vor acht bis zehn Jahren damit begonnen haben, sich auf die sich ankündigende Transformation vorzubereiten. So wurde mit viel Weitsicht begonnen, weitere Expansionsflächen an zukünftig attraktiven Tankstellenstandorten zu sichern. Dies mit dem klaren Ziel, in der zukünftigen Energieversorgung in der Mobilität weiter eine führende Rolle einzunehmen.
Und was fordert Sie derzeit am meisten heraus?
Dies ist klar die Politik! Fehlende Verlässlichkeit bei den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Versäumnisse beim schnellen Aufbau von Fahrzeugverfügbarkeiten sowie beim zügigen Ausbau grüner Wasserstoff-Quellen sind klar zu benennen. Die Politik hat für alle Marktteilnehmer ambitionierte Ziele gesetzt und schafft es aktuell nicht, die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen innerhalb der geplanten Zeitachsen zu schaffen.
Lassen Sie uns über das noch recht junge Unternehmen H2 Now sprechen. Erläutern Sie uns bitte das Unternehmen.
Wir verstehen uns als zentraler Dienstleister für die Konzeption, Errichtung und Umsetzung eines deutschlandweiten Wasserstoff-Tankstellennetzes. Über die Beschaffung, den Handel und die Logistik von grünem Wasserstoff ist die Versorgung für die Mobilität aller Fahrzeuge sichergestellt. Langfristig geht das mit Handel, Vermietung und Leasing wasserstoffbetriebener Fahrzeuge einher. Dazu stehen wir den Gesellschaftern, Partnern und politischen Ansprechpartnern mit unserer Erfahrung und unserem Knowhow zur Seite.
Gibt es regionale Schwerpunkte für die eben genannte Konzeption, Errichtung und Umsetzung des Wasserstoff-Tankstellennetzes?
Generell werden unsere Wasserstofftankstellen an Standorten entstehen, wo es möglich ist, hohe Absätze zu erzielen.
Welche Standorte oder Bereiche sind das konkret?
Aus unserer Sicht sind das folgende Bereiche: Standorte entlang hochfrequentierter Strecken der Schwerlastverkehre wie Autohöfe oder Mobility-Hubs; Logistikzentren mit einem hohen Aufkommen an Lkw oder Gabelstaplern; im Umfeld von grünen Wasserstoffquellen wie Windparks, PV-Großanlagen, Biomasseanlagen und zukünftigen Pipelines; Betriebe des ÖPNV; Betriebe mit regelmäßigen Pendelverkehren; Unternehmen, die bereits jetzt die vorhandenen Flotten auf Wasserstofffahrzeuge umstellen wollen; konventionelle Tankstellen, die über einen hohen Absatz an Diesel verfügen und Expansionsflächen bieten; Flughäfen mit hohen Transportaufkommen (Busse).
Sie haben vorhin über Gesellschafter gesprochen. Wie viele Gesellschafter haben Sie bisher gewonnen?
Wir freuen uns, dass wir bereits ein starkes Mittelstandsnetzwerk aufbauen konnten. Folgende Unternehmen haben sich beteiligt und bilden die solide Grundlage, um das gemeinsame Ziel eines nationalen Wasserstoff Tankstellennetzes zu erreichen: Feldhaus Energie, Kuttenkeuler, Lother Gruppe, Mönneke Energiehandel, Score und Sprint.
Außerdem ist H2 Now Mitglied beim bft. Warum? Welche Chancen sehen Sie in der Mitgliedschaft?
Die Mitgliedschaft im bft ist für uns ein logischer Schritt. Im Verband sind die für uns wichtigen Unternehmen vertreten, welche heute schon jeden Tag die Energieversorgung in der Mobilität gewährleisten. Alle Unternehmen verfügen über enorme Erfahrungen bei dem Betrieb von Tankstellen. Deren Tankstellennetze liegen bereits entlang der Routen der schweren Verkehre und sie verfügen über den Zugang der regionalen Netzwerke. Und diesen Unternehmern ist bereits bewusst, dass die Transformation kommt. Deren Ziel ist es, auch in Zukunft eine führende Rolle in der Energieversorgung für die Verkehre zu besetzen.
Wie viele Wasserstoff Tankstellen hat H2 Now derzeit in Planung, wie viele werden voraussichtlich 2024 errichtet?
Wir haben bereits eine stattliche Anzahl von Projekten in der Umsetzung und auch das Anfragevolumen von Interessenten nimmt stetig zu. Im Jahr 2024 wird voraussichtlich mit dem Bau der ersten Wasserstoff Tankstellen begonnen, soweit der Fördermittelgeber die noch ausstehenden Fördermittelzusagen gibt. Weitaus wichtiger ist, dass für 2024 zwei Förderaufrufe erwartet werden. Wir setzen aktuell unseren Schwerpunkt darauf, möglichst viele Wasserstoff Tankstellen unserer Partner in die Förderprogramme einzureichen.
Stichwort Förderaufrufe: Warum kommt der Ausbau der Wasserstoff-Tankstellennetzes noch immer nur schleppend voran? Förderprojekte und Anreize gäbe es ja.
Die fehlenden Fahrzeugverfügbarkeiten sind zusammen mit den fehlenden grünen Wasserstoffquellen die größten Hemmnisse. Ohne Quellen und Fahrzeuge wird es zu keiner schnellen Skalierung der Mobilität mit wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen kommen.
Sicherlich hilft die Förderung einer Wasserstoff Tankstelle, die hohen Investitionskosten zu senken. Aber nur mit einer wachsenden Kundenbasis wird eine Wasserstoff Tankstelle für Investoren mittelfristig Erträge erwirtschaften.
Wann ist die Kundenbasis groß genug, sprich: Wann wird es genug Fahrzeuge geben?
Fahrzeuge werden ab 2024 bis Anfang 2025 in größeren Mengen verfügbar sein. Die nationalen Hersteller werden in die Serienfertigung von Wasserstoff-Lkw gehen.
Zudem wird in den nächsten Jahren die Elektrolyse-Kapazität ausgebaut und damit mehr grüner Wasserstoff verfügbar werden. Parallel entsteht das Wasserstoffkernnetz, welches im Nachgang importierten Wasserstoff in der Fläche verfügbar machen wird. Aber auch in diesem Bereich sind wir auf günstigen regenerativen Strom angewiesen, um die Produktionskosten für Wasserstoff zu senken. Beide Bereiche werden nach unserer Einschätzung zu einer Marktaktivierung zwischen 2028 und 2030 führen.