Der Freistaat Bayern will bei der Entwicklung von Wasserstoff als Treibstoff für Fahrzeuge Gas geben. In den nächsten Jahren sollen bayernweit 100 Tankstellen für Wasserstoff (H2) entstehen, sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Freitag bei der Vorstellung des bayerischen Wasserstoffkonzeptes in Nürnberg. Derzeit sind nur 17 in Betrieb, 4 weitere im Bau.
Die Landesregierung habe dafür ein Förderprogramm im Volumen von 50 Millionen Euro aufgelegt, weitere 65 Millionen flössen in die Förderung der Forschung. Aiwanger appellierte an die Bundesregierung, in Sachen Wasserstoff „in die Pötte“ zu kommen und ebenfalls eine Strategie zu verabschieden. Er wolle sich über die deutsche EU-Ratspräsidentschaft auch für ein europäisches Konzept stark machen. Zudem müssten die Wirtschaft, vor allem die bayerischen Automobilhersteller, stärker mitziehen. Der weltweit größte Autobauer Toyota hat mit dem Mirai bereits ein Wasserstoffauto auf dem Markt, ebenso sind Modelle von Hyundai und Mercedes zu haben.
Erster Lkw mit Brennstoffzellen-Technologie in Bayern noch dieses Jahr
Noch in diesem Jahr soll erstmals bayerische Brennstoffzellen-Technologie in einem umgebauten Lastwagen auf die Straße kommen, sagte Aiwanger. Im Jahr 2021 soll in Erlangen die erste Tankstelle für flüssigen Wasserstoff (LOHC) entstehen. Der Strategie zufolge sollen 2030 rund 80.000 mit Wasserstoff betriebene Fahrzeuge in Bayern rollen, 2050 dann sogar mehr als zwei Millionen. Das Netz der Tankstellen soll bis zum Jahr 2050 auf 2000 ausgebaut werden.
„Made in Bavaria soll zum Wasserstoff-Gütesiegel werden“, erklärte Aiwanger. Der Freistaat hatte im September 2019 in Nürnberg das Zentrum Wasserstoff Bayern (H2.B) gegründet, mit dem Ziel, den alternativen Treibstoff zur Marktreife zu bringen. Wasserstoff eigne sich vor allem auch, um anderswo über erneuerbare Energieträger erzeugte Energie nach Bayern zu transportieren. Dem Wasserstoffbündnis gehörten 30 Partner aus Wirtschaft und Wissenschaft an.
Grünen loben Ansätze, fordern aber mehr Strom durch erneuerbare Energien
Die Grünen sehen in der Strategie viele sinnvolle Ansätze, bemängeln aber, dass die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff nur dann gewährleistet sei, wenn Bayern mehr Strom durch erneuerbare Energien erzeuge. „Davon sind wir in Bayern weit entfernt, gerade durch die Blockadepolitik der Söder-Regierung wie das Windkraftverhinderungsgesetzt 10H oder die Verweigerung einer Solarpflicht bei Neubauten“, sagte der energiepolitische Sprecher der Grünen im Bayerischen Landtag, Martin Stümpfig. „Wir müssen dafür sorgen, dass Bayern in Zukunft weniger von Stromimporten abhängig ist.“
Grüner Wasserstoff sei der Energieträger der Zukunft, sagte dagegen Minister Aiwanger. „Um unsere Klimaziele zu erreichen, brauchen wir die Energie- und Mobilitätswende. Wasserstoff kommt dabei eine besondere Rolle zu, weil er sich auf viele verschiedene Arten emissionsfrei nutzen lässt“, betonte er. Dadurch trage Wasserstoff dazu bei, Industrie, Verkehr und Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien umzustellen. (dpa/ja)