Palmen, Sand und Kamele sucht man in der Q1-Tankstelle am Kurt-Schumacher-Damm in Osnabrück zwar vergebens. Einen Ort der Ruhe und der kulinarischen Genüsse bietet der Shop des mittelständischen Unternehmens dagegen allemal. Und so könnte der Name des Konzepts, das die Gesellschaft an rund 15 seiner 190 Tankstellen anbietet, kaum treffender sein: Oase.
Mögliche Weiterentwicklungen dieses Konzepts testet Q1 an der Station im Osnabrücker Westen, die die Mineralölgesellschaft in den vergangenen sechs Monaten aufwendig zum Flaggschiff umgebaut hat. Auf den ersten Blick erkennbar ist die neue Gestaltung des 125 Quadratmeter großen Shops, die Q1 gemeinsam mit dem Ladenbauer s-iQ umgesetzt hat. Durch die dunkle Optik der Wände und Regale sollen die Waren in den Vordergrund gerückt werden. Zusätzlich unterstützt ein ausgefeiltes Lichtkonzept mit Decken- und Regalbeleuchtung die Präsentation von Snacks, Getränken und Co.
Farblich von den anderen Bereichen abgegrenzt ist das Herzstück der Oase: die Bistrotheke, die durch eine weinrote Deckenplatte hervorgehoben wird. Zusätzlich setzen rote Pendelleuchten das frische kulinarische Angebot in Szene: Für den schnellen Hunger gibt es neben den klassischen Produkten wie Donuts und Muffins drei Varianten eines mediterranen Baguettes, das Q1 speziell für die Oase-Tankstellen entwickelt hat.
Seit Februar ergänzt ein Mittagsangebot mit warmen Mahlzeiten den Snackbereich. Hier stehen täglich wechselnde Speisen wie Schweinegulasch in Metzgerqualität mit Spirelli oder gekochte Eier mit Senfsauce und Salzkartoffeln auf der Karte, die eine erfahrene Köchin tagesfrisch zubereitet. „Wir richten uns mit diesem Angebot an Studenten und ältere Menschen in Singlehaushalten aus der Umgebung, die selbst nicht kochen wollen“, erklärt Jörg Bleydorn, Q1-Geschäftsentwickler Shopkonzept und Bistro.
Aktuell gehen täglich etwa 25 Portionen über den Tresen, womit man sich bei Q1 zufrieden zeigt. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden noch keine größeren werblichen Aktivitäten zu entfalten, um dem Personal erst einmal die Möglichkeit zu geben, die neuen Prozesse zu erlernen“, erklärt Frederick Beckmann, Mitglied des Management Boards. Im nächsten Schritt wolle man das Angebot mit Flyern in der Umgebung bekannt machen und den Mittagsdienst beim Lieferservice Lieferando listen.
Weniger Schnaps, mehr Wein
Beim Sortiment hat sich durch den Umbau ebenfalls einiges getan. „Wir sind bei der Produktanzahl und -vielfalt ganz bewusst ein paar Schritte zurückgegangen, weil das letztendlich nur Kapitalbindung war“, erklärt Bleydorn. Zum Beispiel in den Bereichen Süßwaren und Spirituosen seien einige Produkte weggefallen. Dagegen wurde das Angebot bei einem anderen alkoholischen Getränk aufgestockt: Nun finden Kunden eine Auswahl an hochwertigen Weinen im zentral platzierten Holzregal.
Egal ob der Kunde Kraftstoff bezahlt oder sich für Wein und ein belegtes Baguette entscheidet, auch beim Bezahlen will man am Kurt-Schumacher-Damm mit dem Mobile-Payment-System „zahlz“ neue Wege gehen. Dafür hat Q1 ein neuartiges Zahlungsterminal und eine App entwickelt, mit der Kunden per Smartphone ihre Rechnung begleichen können. Im Unterschied zur Kartenzahlung erhalten beispielsweise Geschäftsleute einen digitalen Beleg, den sie automatisch an die Buchhaltung weiterleiten können. Noch nutzen nur Mitarbeiter das System, nach der Testphase soll es aber flächendeckend ausgerollt werden. Die Ausweitung des Systems auf die Waschanlage und die Zapfsäule ist ebenfalls in Arbeit.
Experimente ohne Risiko
Um die verschiedenen Bausteine der neuesten Generation des Oase-Shopkonzepts möglichst unkompliziert umsetzen und risikofrei testen zu können, betreibt Q1 die Tankstelle – ebenso wie 16 weitere Stationen – mit eigenen Mitarbeitern. „Das ist nicht generell unser Ansatz“, betont Beckmann und ergänzt: „Dadurch müssen wir uns aber keine Sorgen machen, dass ein Pächter finanzielle Nachteile hat, wenn etwas nicht funktioniert.“ Es sei auch nicht geplant, das Oase-Konzept der Flagship-Tankstelle eins zu eins auf andere Standorte zu übertragen. Erst eine Standortanalyse soll jeweils zeigen, welches Angebot sich wo lohnt.
(Autorin: Annika Beyer; Der Artikel erschien in Sprit+ Ausgabe 4.)