Sprit+: Herr Martens, Sie haben zusammen mit Oliver Götz vor elf Jahren ryd gegründet. Was hat Sie dazu bewogen?
Johannes Martens: Oliver Götz hatte in der Vergangenheit schon sehr häufig ein großartiges Gespür für erfolgreiche Ideen – und als er mir von seiner Vision erzählte, war ich sofort begeistert. Die Vorstellung, den Bezahlvorgang an der Tankstelle radikal zu vereinfachen, war so naheliegend, dass ich es kaum glauben konnte, dass niemand zuvor auf diese Idee gekommen war. Es war eine dieser Situationen, in denen man spürt: Das wird groß.
Hatten Sie jemals Zweifel an der Geschäftsidee?
Keine Sekunde! Natürlich braucht es am Anfang eine gesunde Portion Naivität, aber die Vorteile für unsere Kunden und Partner waren von Anfang an überzeugend. Spätestens als Mastercard und Mercedes-Benz als strategische Investoren bei ryd einstiegen, wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ihr Vertrauen war nicht nur Bestätigung, sondern auch ein enormer Antrieb für unser Team.
Was fasziniert Sie an der Payment-Branche?
Zahlen ist für die meisten Menschen ein notwendiges Übel – aber genau das macht es so spannend! Niemand freut sich aufs Bezahlen, und genau hier liegt das Potenzial: Wenn wir Prozesse so optimieren, dass sie sich nahtlos in den Alltag integrieren lassen, entsteht ein echter Mehrwert. Mit ryd schaffen wir eine Bezahlmethode, die nicht nur bequemer, sondern auch völlig selbstverständlich wird.
Was ist Ihre derzeit größte Herausforderung, sowohl intern als auch extern?
Diese Routine zu durchbrechen, braucht Zeit. Der Zuspruch unserer Partner ist mittlerweile fast uneingeschränkt positiv, und auch bei den Autofahrern sehen wir, dass sich In-Car Payment vom Nischen- zum Mainstream-Produkt ent-wickelt. Das dauert - insbesondere für einen Prozess, den die meisten Autofahrer nur etwa zweimal pro Monat durchführen. Da ist es ganz normal, dass es etwas Zeit braucht, bis sich Nutzer an den neuen Ablauf gewöhnen.
Haben Sie das Ziel, das Sie sich vor elf Jahren gesteckt hatten, erreicht?
Als wir 2014 mit ryd starteten, waren wir ein kleines Team mit einer großen Vision – noch ohne eine einzige angebundene Tankstelle. Heute ist ryd an Hunderttausenden von Tankstellen, Ladesäulen und Waschanlagen in ganz Europa verfügbar, und mehr als 100 Mitarbeitende treiben unser Wachstum voran. Automobilhersteller integrieren unsere Infrastruktur für In-Car-Payment, Europas größte Car-Sharer nutzen ryd seit über zwei Jahren und internationale Großkonzerne setzen auf uns für strategische Partnerschaften und Marketingkampagnen. Viele unserer heutigen Erfolge waren damals nicht einmal greifbar. Erst in den letzten Jahren haben wir das volle Potenzial von In-Car-Payment wirklich erschlossen.
Würden Sie rückblickend etwas anders machen?
Als Pioniere im Bereich In-Car-Payment mussten wir viele Entscheidungen ohne Referenzwerte treffen. Fehler gehören dabei zum Prozess. Ein Beispiel: Zu Beginn haben wir uns als "Tank Taler" stark auf den deutschen Markt fokussiert. Aus heutiger Sicht hätten wir ryd von Anfang an international denken sollen.
Was haben Sie sich für dieses Jahr noch vorgenommen, will ryd weiter wachsen?
Das massive Wachstum der letzten Jahre macht uns sehr stolz. Insbesondere wenn man die gesamtwirtschaftliche Lage betrachtet. Daran soll und wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern. Seit Anfang des Jahres arbeiten wir mit Sixt zusammen, drei neue Länder stehen in den Startlöchern, weitere Automobilhersteller werden ryd zeitnah implementieren, unser Flottenprodukt macht gute Fortschritte . Wir haben viele spannende Projekte in der Pipeline, sodass uns die Ideen garantiert nicht ausgehen werden.
Wenn Sie ryd mit drei Worten beschreiben müssten, wie würden diese lauten?
Komfort, Innovation, Erfolg.
Und Sie selbst, wie würden Sie sich selbst in drei Worten beschreiben?
Leidenschaft, Ausdauer, Techie.